Utah, Arizona – Mehr Life Elevated

(17. – 30. Januar 2016)

Utah passt nicht wie ursprünglich gedacht in einen Blogeintrag. Ein überwältigendes Natur Highlight wechselte dort das nächste ab und unsere Erlebnisse waren so intensiv und reichhaltig, dass daraus nun 2 ganze Geschichten entstanden sind…

Natural BridgesNatural Bridges National Monument

Dem viel gerühmten Lake Powel im Glen Canyon statten wir auf dieser Reise nur einen kurzen Besuch ab. Im Vorfeld hatten wir fantastische Bilder gesehen und beschlossen, dort auf jeden Fall hinzufahren. Als wir allerdings in dem kleinen Ort Bullfrog ankommen herrscht dort eine eigenartige Atmosphäre. Der Ort erscheint wie ausgestorben und von grandiosen Aussichten kann hier nicht die Rede sein. Allerdings entdecken wir hunderte Hausboote, die zu dieser Jahreszeit alle auf dem Trockenen liegen. Im Sommer muss hier die Hölle los sein und wir schließen daraus, dass sich die Schönheiten des Canyons wohl nur vom Boot aus offenbaren. Also drehen wir kurzerhand wieder um und fahren statt dessen zum Natural Bridges National Monument, einem kleinen Park, in dem man wie der Name sagt auf einem Rundweg natürlich entstandene Steinbrücken bestaunen kann. Der Campingplatz ist geöffnet und zu dieser Jahreszeit kostenfrei. Am Besucherzentrum gibt es sogar einen nicht zugefrorenen Hahn mit Trinkwasser und die freundlichen Mitarbeiter dort sind uns wie der gesamte Park sofort sympathisch. Wir suchen uns also einen schönen Platz und schlagen unser Lager auf. Es ist Vollmond und mit der Reflektion vom Schnee wird es so hell, dass wir sogar ohne künstliches Licht kochen können – ein großartiges Erlebnis, dass es wohl auch nur im Winter geben kann! Da der Park weit entfernt von der nächsten Stadt liegt, ist er außerdem ein idealer Ort zur Sternenbeobachtung. Mittlerweile sind wir so begeistert vom täglichen Nachtspektakel, dass wir uns hier eine Sternenkarte zulegen und versuchen damit Sternbilder zu identifizieren. Mit ein bißchen Übung gelingt es uns irgendwann sogar ganz gut und so wird es zum abendlichen Ritual, die einzelnen Sternbilder zu begrüßen und ihre Bahn am Himmel zu verfolgen.

Am nächsten Tag erkunden wir über die Rundstraße den Park; Wandermöglichkeiten sind zu dieser Jahreszeit eher eingeschränkt, aber wir bekommen auch von der Straße aus gute Ausblicke auf die einzelnen Brücken und genießen die Fahrt.

Delicate ArchArches Nationalpark

Nach diesem kurzen Abstecher geht die Fahrt weiter über Blanding nach Moab zum Arches Nationalpark. Vorab hatten wir schon Fotos gesehen, doch als wir kurz vor Sonnenuntergang in den Park einfahren, verschlägt es uns wieder einmal fast die Sprache bei dem Anblick der sich uns hier bietet. Ca. 30 km zieht sich die Straße durch den Park an deren Ende der „Devils Garden“ Campingplatz liegt und schon allein vom Auto aus bekommen wir einen Einblick in die mit Worten kaum zu beschreibende grandiose Natur. Die Abendsonne strahlt auf ein Meer von versteinerten Dünen, das wir als erstes überblicken. Immer neue Felsformationen aus orange-rotem Gestein tauchen vor uns auf und als wir schließlich beim Campingplatz ankommen, steht fest dass wir hier Zeit verbringen müssen! Den Übernachtungspreis von 25 USD (im Winter!) empfinden wir als unverhältnismäßig, aber dafür bekommen wir auch einen unübertrefflich schönen Platz mit fantastischem Ausblick zu beiden Seiten. Die Region hier heißt zwar „Devils Graden“ (Teufelsgarten), jedoch können wir nichts teuflisches daran entdecken. Im Gegenteil – wir empfinden den gesamten Park eher als einen riesengroßen Naturspielplatz mit Unmengen an Felsen, die man erklettern kann, versteckten Schluchten und natürlich wie der Name sagt (Arch = Bogen) jeder Menge steinerner Bögen. Fast erscheint es uns wie ein Spielplatz der Götter und wieder einmal können wir die Schönheit und Vielfalt der Erde kaum begreifen.

Trotz tiefstem Winter sind wir nicht allein auf dem dem Campingplatz und auch etliche Tagesgäste besuchen den Nationalpark zu dieser Jahreszeit. Was im Sommer hier los sein muss können wir nur erahnen. Die maximal eraubte Campingdauer von 7 Tagen am Stück spricht da Bände – in allen anderen Parks waren es bisher mindestens 14 Tage. Verständlich ist der große Andrang allemal: Jeder Nationalpark, sowohl in Kanada als auch in den USA, den wir bisher besucht haben war schön, doch dieser hier ist bei weitem der Außergewöhnlichste.

 Zu unserer Freude sind trotz Schnee und Eis alle Wanderwege geöffnet und davon gibt es im Arches Nationalpark nicht nur viele sondern auch ganz besonders schöne. So wandern wir alles ab, was sich in der Umgebung befindet, entdecken dabei immer neue Steinbögen in den unterschiedlichsten Formen, wandern durch Schluchten, klettern über Felsgrade und kommen uns vor wie die Entdecker eines unbekannten Landes. Hinter jeder Wegbiegung eröffnet sich ein neuer fantastischer Blick, eine neue Felsformation oder erwartet uns ein anderer Steinbogen – es ist einfach herrlich und ein erhebendes Gefühl hier zu sein!

Im Teufelsgarten

Eins der größten Highlights ist für uns ohne Frage der Devils Garden Trail, der uns auf eine mehrstündige Wanderung direkt vom Campingplatz aus führt. Zu dieser Jahreszeit wird wegen der vereisten Wege vom Park generell empfohlen, etwas Spike ähnliches unter den Schuhen zu tragen wie Grödeln oder Schuhketten – wir besitzen so etwas allerdings nicht und bisher konnten wir auch so ohne Probleme wandern. Auf dem Devils Graden Trail merken wir allerdings, dass wir gut daran getan hätten uns um so etwas zu kümmern. Nach einem anfänglich breitem gut ausgebauten Weg, der trotz Eis recht gut zu begehen ist geht die Kraxelei los: auf und ab geht es über zum Teil stark vereiste Felsfinnen, schmale Pfade und kleinere Schluchten. Der Weg ist umwerfend schön und führt hautnah durch eine schier unglaubliche Landschaft aus rotem Fels. Der Schnee bildet einen starken Kontrast dazu und die Sonne läßt alles funkeln und glitzern. Wir sind überwältigt hier zu sein, doch treibt es zumindest mir das ein oder andere Mal den Angstschweiß auf die Stirn wenn wir über die vereisten Felsen balancieren oder auf dem Rücken einer rutschigen Felsfinne laufen. Nicht nur einmal bleibt uns nichts anderes übrig als auf dem Hintern irgendwo runter zu rutschen! Am „Private Arch“, der seinem Namen alle Ehre macht und idyllisch abgelegen vom Hauptweg liegt machen wir Pause und lassen uns unsere mitgebrachten Sandwiches in der Wintersonne schmecken. Ein gutes Stück geht es noch weiter durch ein Labyrinth aus Felsen und dann kommt für mich die Herausforderung des Tages: Eigentlich hatte ich gedacht, dass der Weg bis hierher schon aufregend genug war, aber nun hängt dort doch tatsächlich ein Seil an einer vereisten Felswand und anscheinend geht es genau hier weiter – nämlich senkrecht nach unten! Darauf so gar nicht vorbereitet, treibt mir das Ganze nun nicht nur den Angstschweiß erneut auf die Stirn, sondern läßt mich sogleich in ein altbekanntes Verhaltensmuster, nämlich in eine Art Schockstarre fallen. Eigentlich dachte ich, ich hätte diese Art von Höhenangst längst überwunden, schließlich hatte ich deshalb mit dem Klettern angefangen und viel Spaß daran gehabt. Doch da wir nun schon eine lange Zeit überhaupt nicht mehr geklettert sind, stelle ich fest, dass so etwas regelmäßige Übung braucht, sonst findet man sich  anscheinend ruck zuck wieder am deprimierenden Anfangszustand: wie vor zehn Jahren auf einer Alpenwanderung geht es mir, als ich dieses Seil erblicke, ja schlimmer noch, diesmal ist auch noch der Fels vereist! Für Gary ist das kein Problem; er klettert behände mehrfach auf und ab um mir zu zeigen wie einfach es ist, doch es nützt im Augenblick alles nichts. Die Angst war schneller, hat mich bereits fest im Griff und läßt mich nur schockiert in die Tiefe schauen… Nun ja, es hilft nichts; wenn ich hier nicht übernachten will muss ich da jetzt wohl irgendwie runter. ‚Mein Gott, stell dich nicht so an‘, brülle ich mich selbst innerlich an; doch im Außen zeigt sich darauf keine Reaktion. Wie festgefroren halte ich das Seil umklammert und benehme mich wie ein hysterisches Kleinkind – schrecklich! Und peinlich! Vor allem als ein weiterer Wanderer vorbei kommt und sich ohne auch nur mit der Wimper zu zucken am Seil hinab läßt. Am liebsten würde ich mich gerade unsichtbar machen, aber auch das bringt mich nicht diese verflixte Felswand hinunter. Dabei ist sie wenn ich ehrlich bin noch nicht einmal besonders hoch – gerade mal ein paar Meter sind es, doch mir kommt es vor wie ein gähnender Abgrund. Es kostet mich schließlich mehrere Versuche und meine ganze Überwindung um mich rückwärts ins Seil zu hängen und mit den Füßen an der Wand zitternd und fluchend hinab zu steigen. Unten angekommen bin ich heilfroh und hoffe, dass dies die letzte Überraschung dieser Art war. Gary lacht und schlägt vor, es gleich noch mal zu versuchen und wieder rauf zu klettern, was sicherlich das Beste wäre, jedoch nur mit einem entnervten Blick meinerseits beantwortet wird. Nach all dem Nervenkitzel auf dem übrigen Weg, verspüre ich nicht die geringste Lust auf noch mehr davon…

So setzen wir unseren Weg ohne weitere Vorkommnisse fort, genießen die Nachmittagssonne und kommen schließlich glücklich, zufrieden und hungrig wieder bei unserem Camp an. Was für ein Tag!

Der König der Arches

Unsere letzte Wanderung führt uns zum Delicate Arch – und wie der Name schon sagt – dieser Steinbogen ist wirklich etwas ganz besonderes – kein Wunder dass er deswegen wohl auch ein Wahrzeichen Utahs ist.

Der Weg zu diesem  Wunderwerk der Natur führt uns ersteinmal vorbei an einer Reihe von faszinierenden Petroglyphs, die von uns ausgiebig bewundert und fotografiert werden. Danach geht es bergan über eine riesige Steinplatte. Steinmännchen weisen uns den Weg, der sich bald darauf durch Felsen schlängelt und schließlich als vollkommen vereister Pfad an einer steilen Wand entlang bergauf führt. Nochmals bereuen wir, keine Schuhketten o.ä. dabei zu haben, denn der Pfad ist wirklich spiegelglatt und direkt neben uns befindet sich der Abgrund – diesmal ein wirklich tiefer Abgrund, dem wir definitiv nicht zu nahe kommen wollen. Zum Glück neigt sich der Weg etwas in Richtung Wand und so tasten wir uns dicht an die  Felswand geschmiegt vorsichtig Schritt um Schritt vorwärts. Nach einiger Zeit erreichen wir eine Biegung wo der Pfad ganz besonders schmal zu sein scheint und gehen nun noch vorsichtiger. Doch der Nervenkitzel wird belohnt: Hinter der Biegung eröffnet sich uns ein Anblick, der großartiger nicht sein könnte und uns zu spontanen Begeisterungsrufen hinreißt. Wir stehen am Rand eines natürlichen Amphitheaters – ein großer Kessel aus orange-rotem Gestein in luftiger Höhe. In der Mitte, an einem Platz der perfekter nicht sein könnte thront der Delicate Arch – ein Anblick der uns ehrfürchtig staunen und schweigen lässt. Wir setzen uns auf die von der Sonne erwärmten Steine und bewundern diesen einmaligen Ort. Ein paar Raben haben den höchsten Platz des Steinbogens zum ihrigen erklärt und ziehen ab und an ihre  Runden durch die Kulisse. Wenn der Park ein Spielplatz der Götter ist, dann wäre dies hier wohl ihr Theater, in dem die Natur ein Schauspiel gibt. Auf jeden Fall ist dieser Platz wohl einmalig auf der Erde und wir genießen jeden Augenblick unseres Besuches.

Irgendwann ist es dann Zeit zum Umkehren und mir graut es etwas vor dem Rückweg – denn jetzt geht es die eisige Piste bergab. Doch gestaltet sich der Abstieg viel einfacher als gedacht: Wir halten uns wieder eng an der Felswand und bewegen uns vorsichtig Schritt um Schritt nach unten. Ohne Probleme erreichen wir den Parkplatz und fühlen uns wieder ausgesprochen zufrieden an diesem Tag.

Wenn man mit einem altem Auto reist…

…dann kann es passieren, dass Dinge einfach irgendwann auseinander fallen oder wegrosten. So geht es uns auch jetzt wieder: Nach dem gerade erneuerten Auspuff ist nun anscheinend der einklappbare Tritt an der Hintertür dran. Plötzlich gibt er beim Einsteigen nach und wir bemerken, dass er sozusagen nur noch an einer Schraube hängt, die andere scheint sich in Luft aufgelöst zu haben – oder besser gesagt dem Rost zum Opfer gefallen zu sein. Nun ist dieser Tritt recht wichtig für uns, denn ohne ihn gestaltet es sich ziemlich sportlich in und aus unserem Bett zu gelangen. Und da wir gerade ausschließlich im Auto schlafen, ist das kein unwesentliches Detail. Wir beschließen also die Sache sofort anzugehen und werden  auch sogleich im nicht weit entfernten Moab fündig. Beim Moab 4×4 outpost hat man erfreulicher Weise sofort Zeit für uns und ’schneidert‘ sozusagen eine maßgefertigte Lösung aus einem dicken Metallstück dass an die Hecktraverse geschweißt wird. Das Ganze kostet uns stolze 170 USD, was mal wieder ein Loch in die Reisekasse reißt, jedoch ist die Arbeit so hervorragend, dass wir mehr als zufrieden sind. Wir sind uns sicher: Sollte das ganze Auto langsam auseinanderfallen – dieses Stück Metall hält ganz bestimmt ewig!

Canyonlands

In Moab nutzen wir die Gelegenheit und duschen ausgiebig im dortigen Freizeitzentrum – ein besonderer Genuss, denn für 4 USD gibt es saubere Einzelduschen mit unbegrenzt heißem Wasser – etwas das man nicht von jedem Freizeitzentrum behaupten kann. Sauber und mit aufgefüllten Vorräten machen wir uns auf den Weg zum ein Stück weiter nördlich gelegenen Canyonlands Nationalpark. Wie der Name schon sagt besteht der Park vor allem aus unzähligen beeindruckenden Schluchten. Er ist in mehrere Abschnitte unterteilt und wir befinden uns auf der „Island in the sky“, die ihrerseits ihrem Namen alle Ehre macht. Denn genau wie eine Insel im Meer liegt dieses Stück Land zwischen Canyons, begrenzt von gewaltigen Abgründen. Wir wandern zum Mesa Arch, der uns trotz der vielen Steinbögen die wir bereits im Arches Nationalpark gesehen hatten begeistert und fahren anschließend zum Grand Viewpoint Overlook. Die Straße endet hier, denn vor uns und um uns fällt eine gewaltige Felswand ca. 700 m in die Tiefe. Es ist ein gigantischer Ausblick, der sich uns hier bietet und der auch nicht geschmälert wird durch den eher wolkenverhangenen Himmel heute. Wir picknicken an einem windgeschützten Platz und dann geht es weiter zum „Upheaval Dome“, einem Krater von gigantischen Ausmaßen. Bis heute ist nicht geklärt wie genau er enstanden ist und es gibt zwei Theorien dazu: Die eine besagt, ein Asteroid habe eingeschlagen, die andere essen ein Salzdom. Was auch immer letztendlich der Wahrheit entspricht, der Krater ist beeindruckend. Über einen interessanten Weg wandern wir zu 2 Aussichtspunkten;  auf dem Rücken einer Felsplatte laufen wir direkt am Abgrund entlang und genießen das Gefühl, ein weiteres Mal in großartiger Natur unterwegs zu sein. Ein Highlight des Parks ist sicherlich der Shafer Trail mit der sich anschließenden ca. 100 km langen White Rim Road – einer Piste, die erst in Kehren steil bergab bis auf den Grund des Canyons führt und dann in einer Rundtour um die gesamte Island in the Sky. Wie gerne wären wir diese legendäre Piste befahren, doch im Winter ist sie (aus gutem Grund) geschlossen und so bleibt uns nur der sehnsüchtige Blick darauf. Allerdings hat der Winter wie bereits festgestellt durchaus Vorteile: Der Parkeintritt sowie Camping sind zu dieser Jahreszeit nämlich kostenlos. Wir richten uns auf dem gepflegten Willow Flat Campground ein und sind überrascht, dass hier trotz gratis campen die Toiletten geputzt werden und sogar Klopapier vorhanden ist! Eine andere Überraschung kommt in Form eines VW Busses aus der Schweiz angefahren aus dem Ingo (Deutscher), Elvira (Schweizerin) und Perla (10 jährige Hundedame) aussteigen. Anscheinend sind wir nicht die einzigen ‚Overlander‘, die sich zu dieser Jahreszeit noch mitten in Amerika aufhalten! Die allermeisten Langzeitreisenden befinden sich zu dieser Jahreszeit schon viel weiter südlich, lassen sich die Sonne auf den Bauch scheinen und erklären uns für verrückt hier freiwillig in Skiklamotten herumzulaufen. Wir freuen uns über die Begegnung; Gleichgesinnte hatten wir schon seit Monaten nicht mehr getroffen. Nichtsahnend dass dies bei weitem nicht das letzte Treffen sein soll wünschen wir uns am nächsten Tag gegenseitig eine gute Weiterreise und gehen erstmal verschiedener Wege.

Monument Valley

Navajo NationsNach dem Abstecher in die Region um Moab sind wir nun wieder Richtung Süden unterwegs. Da es so schön war übernachten wir noch einmal im Natural Bridges Park und nehmen am nächsten Tag auf Empfehlung der netten Dame dort den Moki Dugway – eine spannende Passstraße, die in Kehren die Flanke eines Berges hinab in das Monument Valley führt – für uns wie eine kleine Entschädigung für den verpassten Shafer Trail.

Das Monument Valley erstreckt sich als Teil des Colorado Plateaus von Utah nach Arizona und liegt im großen Navajo Nations Reservat. Im Gegensatz zu anderen Reservaten führt ein Highway hier hindurch, den man ganz offiziell befahren darf. Will man allerdings mehr davon sehen, kann man gegen Bezahlung durch den Navajo Tribal Park auf einer Rundstraße fahren oder sich für andere Regionen einen Guide nehmen. Wir waren gespannt auf dieses Stück Land, doch wirkt es wie auch schon andere Reservate eher kühl und abweisend auf uns. Sowie wir die Reservatsgrenze überquert haben findet sich wieder überall Müll. Wir fahren durch eine abermals großartige Landschaft, aus der sich scharf die einzelnen Steinmonumente erheben, doch der Straßenrand ist gesprenkelt mit leeren Cola- und Bierdosen, Chipstüten, Pappbechern und allem möglichen anderen aus dem Fenster geworfenen Zeug. Moki DugwayWir haben uns keine Zeit genommen die hier lebenden Menschen wirklich kennen zu kernen, und können uns daher auch kein Urteil über sie erlauben. Doch die Atmosphäre wirkt uneinladend; die wenigen Ortschaften kommen uns kühl und abweisend vor und so verspüren wir keine große Lust uns hier länger aufzuhalten als nötig und fahren an einem Tag komplett durch bis nach Page.

Eine schöne Begegnung gibt es jedoch am nächsten Tag als wir auf einem Navajo Markt anhalten. Hier scheint man sich sogar sehr über Besucher zu freuen und erklärt uns stolz die Bedeutung der einzelnen Symbole auf den kunstvoll handgefertigten Schmuck- und Töpferarbeiten. Es macht Spaß über diesen Markt zu schlendern und wir kaufen ein paar schöne Stücke.

Nochmals machen wir einen Abstecher zum Glen Canyon – diesmal auf der anderen Seite, doch auch hier scheint es nicht besser zu sein als in Bullfrog. Eine eigenartige Atmosphäre liegt über dem Ort und aus Mangel an Alternativen übernachten wir auf einem der seltsamsten Campingplätze, die wir bisher gesehen haben. Eigentlich können wir gar nicht richtig ausmachen, wo genau am ‚Lone Rock Campground‘ denn nun der Campingplatz sein soll und stellen uns auf eine Art Parkplatz, der zumindest eben ist. Da weit und breit niemand zu sehen ist, übernachten wir umsonst – schön ist es jedoch nicht hier. Nun ja, das mag im Sommer anders aussehen.

Grand Canyon, Arizona

Wir verlassen den unwirtlichen Ort frühzeitig am nächsten Morgen und machen uns auf in Richtung der nächsten Attraktion: dem Grand Canyon. Lange schon hatten wir uns darauf gefreut dieses Naturwunder zu sehen, doch nachdem wir nun wochenlang in einer schier überwältigenden Landschaft unterwegs waren fragen wir uns wie dieser weltbekannte und sicher massentouristische Ort wohl auf uns wirken wird. Leider ist der weniger touristische  North Rim zu dieser Jahreszeit geschlossen und so können wir nur auf die Südseite fahren zum vielbesuchten Grand Canyon Village. Wie erwartet treffen wir dort auf die unterschiedlichsten Leute aus der gesamten Welt. Der riesige Parkplatz beim Besucherzentrum ist auch im tiefsten Winter gefüllt mit Autos und Reisebussen und wir können nur erahnen was hier in der Hochsaison los sein muss. Trotzdem ist es ein gewaltiger Ausblick der uns am Rand des Grand Canyon erwartet. Über 1000m  fällt die Wand direkt vor uns ab bis zum Colorado River auf dem Grund. An manchen Stellen sind es sogar mehr als 1800m! Die Ausmaße sind gigantisch und man kann nicht anders als ehrfürchtig staunen bei diesem majestätischen Anblick. Doch nach Wochen in grandioser und vor allem menschenleerer Landschaft fühlen wir uns etwas eigenartig an diesem Ort. Alles ist sehr angelegt, das Dorf gleicht eher einer Kleinstadt mit Hotels, Restaurants, eigenem Bahnhof und Supermarkt. Natürlich ist alles überteuert, was uns nicht verwundert, und wir machen uns schon auf horrende Campingpreise gefasst. Umso überraschter sind wir, dass Wintercamping den vergleichsweise eher niedrigen Preis von 15 USD hat. Allerdings darf man dafür auch nicht viel erwarten: kein einziger Platz ist geräumt und die Zufahrt ist nur über vereisten Spuren vorheriger Camper möglich. Um zum Tisch oder der Feuerstelle zu gelangen muss man entweder selbst eine Schaufel dabei haben oder Trampelpfade durch den Schnee anlegen. Bezahlt werden kann bei der Selbstregistrierung übrigens nur mit Kreditkarte. Den guten alten Umschlag zur Barzahlung gibt es zwar auch (noch), allerdings muss man dafür aufwendige Umwege in Kauf nehmen. Zufällig ergibt es sich, dass wir genau über meinen 35. Geburtstag am Grand Canyon sind, was auf eine Art grandios ist (und sich vor allem so anhört); doch so richtig berührt uns dieser Ort nicht. Nach allem was wir in den letzten Wochen gesehen und erlebt haben, empfinden wir den Canyon zwar als beeindruckend, aber nicht als überwältigend. Sicher liegt das an der Gesamtatmosphäre und vielleicht wäre es anders wenn wir eine Wanderung direkt in den Canyon unternehmen würden, was wir ursprünglich auch vorhatten. Da auch hier alles vereist und durch den hohen Publikumsverkehr vollkommen spiegelglatt ist, hatten wir uns extra zu diesem Zweck nun doch Schuhketten zugelegt – hier auch wirklich ein absolutes Muss wenn man sich nicht ungewollt auf dem Grund der Schlucht wiederfinden will. Doch letztenendes bleiben die Schuhketten fürs Erste ungenutzt, denn wir haben schlicht und ergreifend gerade keine Lust hier zu wandern.

Wetterwechsel – Stimmungswechsel

Das Wetter hatte sich plötzlich geändert und nach der Eiseskälte erwärmt sich die Luft nun plötzlich auf 15 Grad begleitet von einem warmen Wind, was uns fast schon als heiß vorkommt. Mittlerweile sind wir so an kalte Temperaturen gewöhnt, dass uns gerade alles zu warm ist und uns die Aussicht auf anstrengendes berauf laufen so gar nicht verlockend erscheint. Nachts frieren wir dagegen bei Minusgraden um so mehr nach dem warmen Tag. Wir begnügen uns also mit Spaziergängen am Rand des Canyons, bei denen wir aber immerhin ein paar gewaltige Tiefblicke bekommen.

Fast zeitgleich mit dem Wetterumschwung scheint sich auch unsere Stimmungslage zu ändern, denn seit ein paar Tagen läuft es zwischen uns nicht so richtig. Aus irgendeinem uns nicht bekannten Grund ist es unharmonisch, immer wieder geraten wir wegen irgendwelcher Nichtigkeiten aneinader und verstehen uns gerade im wahrsten Sinne des Wortes nicht – ein Zustand den niemand haben will, wovon wohl aber keine Partnerschaft verschont bleibt – schon gar nicht auf so einer Reise, die immer wieder ihre ganz eigenen Herausforderungen an das Zusammenleben mit sich bringt. Alles ändert sich ständig, nichts bleibt wie es ist. Das ist eine Wahrheit, die man ganz besonders auf so einer Reise begreift. Schöne Momente lassen sich nicht festhalten. Und da wir gerade ein ausgesprochenes Hoch erlebt haben, ist es fast natürlich dass darauf irgendwann ein Tief folgen muss, in dem wir nun seit ein paar Tagen stecken…

Gerade haben wir das Gefühl, dass uns deshalb etwas Abwechslung zum Campingleben gut tun würde. Eigentlich der perfekte Zeitpunkt für solch eine Feststellung: Las Vegas wartet auf uns!

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