Utah – „Life Elevated“

(09. – 16. Januar 2016)

 „Life elevated“ (Leben erhöht) steht auf dem Begrüßungsschild vom Bundesstaat Utah – und das bezieht sich unserer Meinung nach nicht nur auf die eigentliche Höhe des Landes sondern auch ganz generell auf das Lebensgefühl dort. Denn in Utah erwartet uns eine der spektakulärsten Landschaften die wir je gesehen haben und die man eigentlich nur mit einem Wort beschreiben kann: WOW!! 

Freiheit

RIMG1191Wir überqueren die Grenze zu Utah am frühen Nachmittag und fahren langsam in Richtung Südosten unter einem strahlend blauen Winterhimmel. Ähnlich wie auf der 50 haben wir auch diese Straße fast für uns allein und genießen die umwerfende Landschaft, die in diesem Teil des Landes offen, weit und frei ist. Man fährt hier auf einer Art riesigem Hochplateau (praktisch nie unter 2000 m), das von mehreren Bergketten durchzogen ist und der Anblick ist einfach atemberaubend: Weite, offene und menschenleere Landschaft, in der Ferne die nächste Bergkette, Gebirgspassagen beim überqueren der Pässe und danach liegt wieder alles weit und offen vor uns bis wir die nächste Bergkette erreichen. So geht das stundenlang und wir fühlen uns unglaublich frei und im wahrsten Sinne des Wortes „erhoben“ in dieser Szenerie. Eigentlich kommen wir gar nicht so richtig vorwärts, denn alle paar Minuten halten wir an um Fotos zu machen und uns ausgiebig an dem „WOW“ zu erfreuen. Und irgendwann geht auch noch ein besonderer Wunsch für mich in Erfüllung: Wir sehen Wildpferde! Schon in Nevada hatte ich inständig gehofft welche zu entdecken, denn schließlich sei es das Land der Wildpferde wie uns zahlreiche Postkarten sowie Schilder am Straßenrand versichern. Zu Gesicht bekommen hatten wir jedoch kein Einziges. Und nun plötzlich an diesem Nachmittag in der Weite Utahs sind sie da! Wir entdecken in einiger Entfernung zu uns eine große Herde und ich rufe sofort „Stopp“ und springe aufgeregt mit dem Fernglas in der Hand aus dem Auto. Als von Kindheit an Pferdebegeistert, ist es für mich wie ein Traum der in Erfüllung geht, diese Tiere nun auch in freier Natur sehen zu dürfen. Nicht weit von dieser Stelle zweigt ein schneebedeckter Schotterweg von der Straße ab; und da die Pferde sich in einem beträchtlichen Abstand zu uns befinden, überlegen wir, dass wir uns doch sicher ein Stück näher heranwagen könnten ohne die Tiere zu stören. Gesagt getan: Ohne Hektik biegen wir in den kleinen Schotterweg ein. Doch schon beim ansetzen in die Kurve erleben wir etwas, womit wir so gar nicht gerechnet hatten: Trotz riesigem Abstand zu uns ergreift die gesamte Herde sofort und ohne zögern im Galopp die Flucht und hält erst nach einer ordentlichen Entfernung wieder an. Durch das Fernglas beobachten wir wie alle Köpfe wachsam auf uns gerichtet sind und erst nachdem wir uns eine ganze Weile nicht bewegt haben, entspannen sich die Tiere wieder und fangen an, nach spärlichen Gras unter dem Schnee zu suchen. Wir sind verblüfft: So eine heftige Reaktion hatten wir bisher noch bei keinem Wildtier erlebt und können nur einen Schluß daraus ziehen: Diese Pferde sind höchstwahrscheinlich gejagt worden und haben äußerst unangenehme Erfahrungen mit Menschen gemacht. Schade, denken wir; sehen aber ein, dass wir den von ihnen gewählten Abstand respektieren müssen und schauen daher einfach noch eine Weile durch das Fernglas.

Nach diesem Erlebnis wird es langsam Zeit, nach einem Übernachtungsplatz Ausschau zu halten, was sicher nicht schwierig sein sollte. Und tatsächlich: auf der nächsten Passhöhe entdecken wir einen geradezu idealen Platz mit überdachtem Picknicktisch, grandiosem Ausblick und Spazierweg sozusagen direkt vor der Haustür! Da überlegen wir natürlich nicht lange und richten uns häuslich ein bevor wir uns aufmachen zu einem kleinen Abendspaziergang. Natürlich ist es kalt hier oben und sowie die Sonne verschwunden ist wird es ungemütlich; doch mittlerweile haben wir schon einiges an Erfahrung in Sachen Wintercamping gesammelt und so ist es für uns zur Normalität geworden, die dicksten Sachen anzuziehen, mit Handschuhen zu kochen und uns frühzeitig ins Auto zurückzuziehen. Trotz dass wir so gezwungenermaßen auf engstem Raum leben, empfinden wir die Abende als gemütlich und angenehm. Wir verbringen sie meist mit lesen, Musik hören, Filme schauen oder Blog schreiben. Die Natur ist ruhig im Winter; meist ist alles vollkommen still um uns herum und so werden auch wir ruhig und still und genießen das Gefühl der Freiheit und des Einsseins mit der Natur.

Red Canyon 

Red CanyonAm nächsten Tag liegt alles in dichtem Nebel und bei -1 Grad herrscht leichtes Schneetreiben. Vom gestrigen Ausblick ist nichts mehr zu sehen und wir glauben schon, dass das jetzt wohl so bleiben wird, als nur wenige Kilometer nach der Passhöhe plötzlich wieder die Sonne scheint und alles in ein anderes Licht taucht. Der Weg führt uns nach Cedar City, wo wir einkaufen und uns einen Mittagssnack genehmigen bevor es weiter geht über den über 3000 m hohen Midway Summit – ein riesiges tief verschneites Hochplateau, das anscheinend ein Paradies für Schneemobilfahrer ist.

Am Nachmittag biegen wir in die Straße Nr. 12 ein und schon von weitem sehen wir etwas ganz Faszinierendes: „Hast du das gesehen?“ Rufen wir fast gleichzeitig einander zu, denn in der Ferne zeichnet sich in leuchtendem rot-orange die Silhouette des Red Canyon ab. Es ist unsere erste Erfahrung mit roten Steinen in Utah und wir sind ganz aufgeregt – wir ahnen ja noch nicht einmal was wir in den nächsten Tagen und Wochen alles zu sehen bekommen werden! So nutzen wir auch gleich die erstbeste Gelegenheit um anzuhalten und Fotos zu knipsen – nur um festzustellen, dass es hinter der nächsten Kurve einen noch tolleren Ausblick gibt, und dann noch einen und noch einen! Wir können es gar nicht fassen und freuen uns umso mehr als wir einen Wanderweg entdecken, der durch die Felsen führt. Er trägt den passenden Namen „Photo trail“ und wir könnten zu keiner besseren Zeit hier sein als genau jetzt! Das Rot der Steine bildet einen fantastischen Kontrast zum Schnee und die Abendsonne taucht alles zusätzlich noch in ein besonderes Licht. Ein Erlebnis, dass uns bis über beide Ohren strahlen und wie kleine Kinder zwischen den Felsen herumhüpfen lässt.

Ein Übernachtungsplatz ist auch bald gefunden: Das Besucherzentrum vom Red Canyon. Es hat natürlich geschlossen und in Anbetracht der Schneehöhe und des nicht geräumten Parkplatzes überlegen wir ersteinmal, ob dies wohl tatsächlich ein gute Idee ist; entscheiden uns dann aber doch dafür und legen eine Trampelspur rund ums Auto an um es etwas leichter zu haben. Die Nacht wird erneut sehr kalt – etwas an das wir uns ab jetzt definitiv gewöhnen müssen. Doch werden wir dafür auch wieder mit einem grandiosen Sternenhimmel und absoluter Stille belohnt.

Unser Platz hat auch noch einen anderen Vorteil, denn direkt am Besucherzentrum startet ein weiterer ausnehmend schöner Wanderweg durch die Felsen, den wir uns nicht entgehen lassen wollen. Nach anfänglichem Schneetreiben und Nebel am Morgen kommt bald die Sonne raus und verwandelt alles in eine funkelnde und glitzernde Landschaft, aus der die bizarren orange-roten Felsformationen aufragen. Eine Weile lang müssen wir suchen, um den Trail im Schnee überhaupt zu finden – glücklicherweise entdecken wir aber Spuren die uns den Weg weisen und bald tauchen wir wieder in diese fantastische Welt des Canyons ein und können nur noch staunen.

Grand Staircase Escalante

Der Red Canyon befindet sich am Anfang der sogenannten „Grand Staircase“ (große Treppe) und uns war lange Zeit überhaupt nicht klar, warum denn dieses riesige Stück Land so heißt – bis wir es mit eigenen Augen sehen: Ausgehend von einem Hochplateau fällt das Land buchstäblich stufenweise in Form von zahlreichen Canyons und Felsstufen nach Süden hin ab. Entlang des nördlichen Randes dieser großen Treppe verläuft die Straße Nr. 12 durch eine Landschaft, die so außergewöhnlich ist, dass es uns mehrfach fast die Sprache verschlägt.

Die erste Attraktion auf dem Weg ist der Bryce Canyon Nationalpark, den wir eigentlich besuchen wollten. Jedoch empfinden wir den Tagesparkeintritt selbst zu dieser Jahreszeit als ziemlich teuer, den Campingplatz nicht einladend und der vorgelagerte Ort, Bryce Canyon City, spricht für sich aber nicht für uns. Was wir leider zu der Zeit noch nicht wissen, ist dass es eine sehr günstige Jahreskarte für alle Nationalparks der USA gibt; auch informiert uns niemand am Parkeingang darüber, denn unter diesen Voraussetzungen hätten wir uns den Park sicher nicht entgehen lassen. Doch so drehen wir nichtsahnend wieder um und genießen die kostenlosen Schönheiten entlang der 12.

Die Straße schlängelt sich entlang von unzähligen Canyons und Felsformationen in den unterschiedlichsten Formen und Farben. Immer wieder wechseln sich aufregende Passagen mit großartigen Ausblicken ab und wir finden einfach kein anderes Wort dafür als immer wieder „WOW!!“ Am Nachmittag sind wir direkt erschöpft und völlig reizüberflutet (von Natur!) und haben das Gefühl, mehr „WOW“ geht heute nicht mehr. Also beschließen wir im nahe gelegenen Petrified Forest State Park zu übernachten, der sich als ausgesprochen schön erweist. Wir sind die einzigen Gäste und haben somit die große Auswahl. Auch hatten wir die leise Hoffnung gehegt, hier duschen zu können, doch leider sind im Winter die Duschen abgestellt, wofür uns der sehr nette Parkbetreiber einen Preisnachlass gibt. Am Abend entfachen wir ein Feuer, was aber bei der klirrenden Kälte kaum Wärme abgibt, und so treibt es uns recht bald ins Auto – nicht ohne jedoch vorher abermals ausgiebig den grandiosen Sternenhimmel zu bewundern. Fast jede Nacht erleben wir das nun und können nur immer wieder ehrfürchtig staunen über dieses tägliche Geschenk. Selbst wenn wir nachts raus müssen weil die Blase drückt, verwandelt sich der anfängliche Widerwillen aufgrund der Kälte sofort in Begeisterung über soviel Schönheit. In dieser Nacht allerdings wird es wirklich ausgesprochen kalt (sicher an die -18 Grad) und wir beschließen – ganz entgegen unserer sonstigen Gewohnheit – mitten in der Nacht die Heizung einzuschalten, da wir trotz dicker Decken anfangen fürchterlich zu zittern.

Da wir nun schon einmal im petrified forest (versteinerter Wald) sind, beschließen wir uns am nächsten Tag auch auf die Suche nach solchem Holz zu machen. Ein schöner Wanderweg führt hinauf zu einem weiteren Plateau, wo angeblich das meiste versteinerte Holz zu finden ist. Zu dieser Jahreszeit gestaltet es sich eher wie eine Schnitzeljagd, denn natürlich ist alles von einer Schneeschicht bedeckt. Doch werden wir letzten Endes tatsächlich fündig und können so manche dieser Urzeitrelikte bestaunen.

Keine Dusche in Sicht

Der nächste und auch einzige etwas größere Ort entlang der 12 ist Escalante, wo wir nun inständig hoffen, duschen zu können. Aber weit gefehlt! Dies sei zwar im Sommer möglich, erzählt man uns, aber um diese Jahreszeit habe alles geschlossen. Wir versuchen es im einzigen geöffneten Motel, aber dort würde man uns nur duschen lassen wenn wir gleich das ganze Zimmer mieten – und das wollen wir natürlich nicht. Wenigstens gibt es einen zwar seltsamen, aber geöffneten Dorfladen in dem wir unsere Vorräte auffüllen können; und es gibt eine Tankstelle mit Subway – anscheinend dem Treffpunkt für das ganze Dorf – wo wir uns schnell auf der beheizten Toilette wenigstens an den entscheidenden Körperstellen waschen können.

Die Fahrt geht weiter in Richtung Boulder und unser Duschbedürfnis ist bald vergessen angesichts der gleichbleibend atemberaubenden Landschaft. Die Straße wird stellenweise zu einer Art Höhenweg entlang versteinerter Sanddünen und Felsen mit genialen Aussichten zu beiden Seiten. Am Abend merken wir jedoch, dass die Kälte und all die vielen Eindrücke ihren Tribut zollen, denn wir sind plötzlich unglaublich müde und haben weder Lust noch Kraft lange nach einem schönen Übernachtungsplatz Ausschau zu halten. So begnügen wir uns mit einer Art Pullout in einer Nebenstraße und machen an diesem Abend nichts mehr als schnellstmöglich unter die Decke zu kriechen.

Grand StaircaseAm nächsten Tag – nun wieder erholt und ausgeschlafen – begeben wir uns auf ein kleines Abenteuer abseits der 12 und biegen in die Burr Trail Road ein. Es gibt mehrere Straßen die direkt in die Grand Staircase führen, doch sind sie nicht asphaltiert und man warnt uns eindringlich vor der Gefahr des Steckenbleibens in dieser Jahreszeit. Der Burr Trail ist allerdings eine asphaltierte Straße und so wollen wir uns diese Gelegenheit auch nicht entgehen lassen. Wir haben allerdings keine Ahnung was uns erwartet und sind somit freudig überrascht, dass der Weg nach einiger Zeit bergab und anschließend direkt durch einen Canyon führt! Herrvorragend! Auf so eine Gelegenheit hatten wir die ganze Zeit über schon gehofft. Links und rechts von uns ragen steil gigantische rote Felswände auf. Hinter jeder Biegung ändert sich das Bild und wir kommen aus dem Fotografieren gar nicht mehr heraus. Über 2 Stufen geht es die „Treppe“ nach unten bis die Straße schließlich in eine Piste übergeht, die wir aber nicht befahren wollen. Trotzdem wagen wir einen Abstecher auf eine verschneite Nebenpiste, der sich als abenteuerlich herausstellt. Am Anfang gibt es noch Reifenspuren denen wir folgen können, doch hören diese nach ein paar Kilometern plötzlich unverhofft auf. Ein Stück weit tasten wir uns noch vor, entscheiden uns dann aber zur Umkehr da wir uns in dieser abgelegenen Gegend definitiv nicht festfahren wollen. Wir finden einen idyllischen Übernachtungsplatz unter einer großen Ponderosa Pinie neben versteinerten Dünen und können es mal wieder überhaupt nicht fassen, tatsächlich hier in dieser einmaligen Natur zu sein!

Am nächsten Tag ist unser Duschbedürfnis dann zu einem derart unüberhörbaren Wunsch herangewachsen, dass wir es nicht mehr überhören können. Mittlerweile ist eine Woche vergangen seit der letzten Dusche und da wir fast den ganzen Tag in Skiunterwäsche und mehreren dicken Schichten darüber verbringen, fühlen wir uns langsam recht unwohl. Allerdings gestaltet sich das Ganze nicht einfacher als vor 2 Tagen in Escalante – alles hat geschlossen und nirgends scheint es eine Möglichkeit zu geben…bis eine freundliche Dame der eigentlich auch geschlossenen Touristeninformation in Torrey uns den Tipp gibt, es im Motel vom nicht weit entfernten Bicknell zu versuchen. Und tatsächlich – hier klappt es! Das Motel macht mitsamt seinem Besitzer einen eher merkwürdigen und verschrobenen Eindruck und wir sind heilfroh, hier nicht übernachten zu müssen – die ganze Zeit über spielen sich dabei in unserem Kopf „Bates Motel“ oder andere Schauergeschichten ab. Allerdings sind wir auch sehr dankbar, endlich eine heiße Dusche zu bekommen und obendrein auch noch Wäsche waschen zu können; sind uns aber einig definitiv vor Einbruch der Dunkelheit wieder von hier zu verschwinden.

Wäsche waschen im Winter bringt übrigens seine eigenen Schwierigkeiten mit sich: Da wir viele Wollsachen haben, können wir diese natürlich nicht einfach in einen Trockner werfen. Und somit müssen wir sie im Auto ausbreiten und auf diese Weise trocknen. Das dauert meistens an die 3 Tage, in denen wir sie tagsüber hinten über der Couch ausbreiten, abends vorne über Lenkrad und Sitze hängen und am nächsten Morgen alles wieder nach hinten räumen – interessante Erfahrungen die das Reiseleben so mit sich bringt!

Capitol Reef Nationalpark

R0010350Bei Torrey verlassen wir die 12 und fahren sozusagen am Rand der Grand Staircase entlang zum Capitol Reef Nationalpark. Wir richten uns auf dem Fruita Campground ein, der sich ganz gemäß seinem Namen tatsächlich auf einer Obstplantage befindet; denn in diesem Nationalpark kommen sozusagen Natur und Kultur der alten Siedler zusammen. Der Campingplatz ist vielleicht nicht der Schönste, doch haben wir hier jede Menge neugieriger Nachbarn in Form von Maultierhirschen, die es sich jeden Tag im heruntergefallenen weichen Laub der Obstbäume bequem machen. Manchmal kommen sie sogar bist fast ans Auto heran um uns etwas genauer zu inspizieren; und was immer wir machen wird genaustens von ihnen verfolgt. Fast kommen wir uns dabei vor wie die Hauptdarsteller eines eigens für sie aufgeführten Theaterstücks. Um diese Jahreszeit brauchen wir keinen Parkeintritt bezahlen, lediglich Camping kostet und der durch einen weiteren Canyon führende „Scenic Drive“, den wir uns jedoch keinesfalls entgehen lassen wollen. Und so kommen wir nochmals in den Genuss einer Fahrt zwischen riesigen Felswänden an deren Ende der Eingang zur Capitol Gorge liegt. Wir steigen aus und wandern nun zum ersten Mal durch einen schmalen Canyon – etwas auf das wir uns seit unserer Ankunft in Utah gefreut hatten. In der Sonne ist es zwar angenehm warm, aber im Schatten auf dem Grund der Schlucht pfeift ein eisiger Wind, der wie durch einen Tunnel zu fegen scheint. Dick angezogen laufen wir los und tauchen ganz ein in die fantastische Welt im Canyon. Wie Ameisen kommen wir uns vor, als wir zwischen hohen Felswänden der sich schlängelnden Schlucht folgen. Fasziniert wandern wir durch die engste Stelle, sind aber auch froh als sich der Canyon später wieder etwas weitet und wärmende Sonnenstrahlen hereinläßt. Wir laufen zu einem höher gelegenen zugefrorenen Wasserbecken und suchen uns einen schönen Felsen zum Rasten aus. Die Szenerie ist gewaltig und es fällt uns schwer von hier wieder aufzubrechen.

Der nächste Tag ist ein besonderer: Gary’s Geburtstag! Und so starten wir den Tag trotz eisiger Kälte mit der Zubereitung eines Geburstagsfrühstücks in Form von frischen Pfannkuchen. Nach dem ausgiebigen Genuss dieser, wollen wir noch eine weitere Canyonwanderung unternehmen und machen uns auf zum Grand Wash Canyon, der ebenfalls im Nationalpark liegt. Unterwegs kommen wir an einer Stelle mit beeindruckenden Petroglyphen vorbei, die in dieser Region sehr zahlreich sind. Der Grand Wash erweist sich dann als ebenso beeindruckend wie unsere Wanderung am Vortag. Wieder haben wir das Gefühl, in eine andere Welt einzutauchen und lassen uns ganz von ihr verzaubern.

Wie in einer anderen Welt

RIMG1325RIMG1326Am Nachmittag treten wir die Weiterfahrt an, und haben nun endgültig das Gefühl, auf einem anderen Planeten gelandet zu sein. Auf den 50 km bis nach Hanksville kommt es uns eher so vor als wären wir auf dem Mars oder dem Mond unterwegs und es hätte uns nicht gewundert wenn uns plötzlich passend dazu ein paar grüne Männchen begegnet wären. Diese Landschaft ist so anders dass wir es fast nicht begreifen können welche Vielfalt es auf der Erde gibt. Das Gestein ist hier brüchiger und so wechselt sich etwas das aussieht wie riesige Sandburgen mit bröckelnden Felsen ab – alles in den unterschiedlichsten Rot-, Orange-, Grau- und Brauntönen; dazwischen aber auch immer wieder so völlig „außerirdisches“ wie dunkles Lila, Pink und sogar Grün! Es ist faszinierend, aber auch fast ein wenig beklemmend in dieser uns so fremden und scheinbar eher lebensfeindlichen Landschaft unterwegs zu sein.

Wir erreichen Hanksville, den einzigen Ort, in der Hoffnung dort ein Restaurant vorzufinden – schließlich ist es Gary’s Geburtstag und da wäre ein nettes Abendessen im Warmen schon schön. Aber weit gefehlt: Natürlich hat wieder einmal alles geschlossen und wir ziehen schon lange Gesichter, zumal wir außer Nudeln noch nicht einmal etwas nennenswert besonderes zum Kochen hätten, als wir am Ende des Ortes einen geöffneten(!) Burger Joint (Stans Burger Shak) entdecken. Es ist weniger ein Restaurant als vielmehr der angrenzende Laden einer Tankstelle, doch die Burger sind hervorragend, wir froh und glücklich darüber und genehmigen uns zur Feier des Tages auch gleich noch einen ordentlichen Nachtisch. Satt, aufgewärmt und zufrieden steigen wir wieder ins Auto und nehmen die Straße Richtung Süden zum Glen Canyon. Es wird Zeit einen Übernachtungsplatz zu suchen und so biegen wir bald Richtung Lake Powell ab und werden schon nach kurzer Zeit fündig: Direkt neben der Straße entdecken wir einen großen roten Felsen, um den ein Weg führt – perfekt für uns, denken wir, stellen uns etwas versteckt neben den Felsen, den wir treffender Weise „Ayers Rock“ nennen und beschließen den Tag mit einem Glas Whiskey.

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