Nevada
(22. Dezember 2015 – 09. Januar 2016)
Mit der Fahrt über einen östlich vom Lake Tahoe gelegenen Pass ändert sich alles schlagartig. Fast müssen wir uns die Augen reiben, denn nicht nur die Landschaft geht plötzlich von sattem Grün in trockenes Wüstengebiet über, auch befinden wir uns bald unter einem strahlend blauen Himmel mit maximal ein paar vereinzelten weißen Wölkchen. Unsere angeschlagene Stimmung hebt sich ein wenig und wir schöpfen neue Hoffnung, es könnte auf dieser Seite der Berge vielleicht besser für uns aussehen.
Feiertage in Carson City
Als wir in Carson City aussteigen, pfeift uns ein stürmischer Wind um die Ohren und es ist merklich kälter; aber das gefällt uns gerade allemal besser als das triste Einheitsgrau der letzten Wochen. Carson City ist zwar die Hauptstadt vom Bundesstaat Nevada, jedoch nicht sehr touristisch und genau das kommt uns jetzt zugute; denn im Plaza Hotel werden wir endlich fündig, was einen trockenen und warmen Platz für die Feiertage angeht. Zugegebener Maßen ist es nicht gerade das schönste Hotel und grenzwertig zu einer Absteige, aber wir bekommen ein Appartment mit kleiner Küche zu einem unschlagbar günstigen Wochenpreis und überlegen daher nicht lange. Mittlerweile haben sich unsere Ansprüche an das diesjährige Weihnachtsfest ohnehin auf ein Minimalmaß reduziert und so sind wir schlußendlich recht zufrieden mit unserer Bleibe. Allerdings wundert es uns schon, in der Küche unseres Zimmers keinerlei Geschirr oder Kochutensilien vorzufinden – nicht einmal ein einziges Glas geschweige denn Töpfe oder Pfannen, um tatsächlich kochen zu können. Anscheinend ist dies grundsätzlich auch gar nicht im Sinne des Hotels, denn welcher Reisende schleppt sonst schon seine gesamte Küchenausrüstung mit sich herum? Der durchschnittliche Hotelgast könnte sich hier maximal eine Pizza in den Ofen schieben, die er dann aber direkt vom Blech und ohne jegliches Besteck essen müsste…Glücklicherweise sind wir aber was das angeht natürlich bestens ausgestattet und müssen somit auch nicht auf den diesjährigen Weihnachtsbraten verzichten. Auch sind wir zu unserer Überraschung nicht die einzigen Gäste, die hier die Feiertage verbringen: Das Hotel ist fast ausgebucht mit Skifahrern, denen die Preise am Lake Tahoe ebenfalls nicht gefallen haben.
Wir fahren zum Walmart und besorgen ein paar Lichterketten; außerdem bastelt Gary einen kleinen Weihnachtsbaum und schon wird es recht gemütlich in unserem Zimmer. Natürlich wollen wir es uns auch kulinarisch gut gehen lassen und decken uns bei Trader Joes (einem unserer Lieblingsläden in den USA) mit allerlei Köstlichkeiten und jeder Menge Wein und Bier ein. Unterwegs halten wir bei der Touristeninformation wo uns eine freundliche Dame begrüßt und offensichtlich hoch erfreut ist über Gäste aus Deutschland. Zur diesjährigen Adventszeit hatte sie eine deutschen Weihnachtsmarkt veranstaltet zu dem eigens hübsche Glühweinbecher getöpfert wurden. Sie drückt uns jedem einen davon in die Hand und obendrein noch einen Beutel original deutsches „Glühfix“ Glühweingewürz. „Frohe Weihnachten und willkommen in Carson City!“ sagt sie dazu. Wir sind gerührt von so viel Herzlichkeit und wieder vollkommen ausgesöhnt mit den Strapazen der letzten Wochen. Weihnachten kann kommen!
Der nächste Tag, Heilig Abend, hält nochmals ein besonderes Geschenk für uns bereit: es schneit! Weiße Weihnachten in der Wüste – wer hätte das gedacht? Bereits am Nachmittag sind es an die 15 cm Neuschnee und wir laufen durch die verschneiten Straßen und freuen uns an den tanzenden Schneeflocken. Abseits der Hauptstraße ist alles still und friedlich; wir bewundern die schön geschmückten Häuser (der amerikanische Weihnachtskitsch hält sich hier eher in Grenzen und die meisten Häuser sind sehr schön und festlich geschmückt) und begegnen sogar ein paar Maultierhirschen mitten in der Stadt! Am Abend kochen wir uns ein Festmahl und machen es uns mit Glühwein aus unseren neuen Bechern gemütlich.
Allerdings schwingt auch eine gewisse Traurigkeit an diesem Abend mit. Zu dieser Zeit weit weg von Familie und Freunden zu sein löst schon ein gewisses Heimweh in uns aus. Umso mehr freuen wir uns dass es Skype gibt, was wir am ersten Weihnachtstag ausgiebig nutzen.
Carson City liegt direkt an den östlichen Ausläufern der Sierra Nevada und somit gibt es hier auch hervorragende Wandermöglichkeiten. Wir schnallen unsere Gamaschen an und stapfen durch ein frisch verschneites Winter Wonderland bergauf. Immer wieder begegnen wir Maultierhirschen, die hier sehr zahlreich sind und uns mit ihren großen dunklen Augen neugierig betrachten. Die Luft ist kalt und frisch, der Himmel strahlend blau und nach einiger Zeit genießen wir einen herrlichen Ausblick auf die unter uns liegende Stadt. Fast jeden Tag brechen wir nun zu einem Winterspaziergang auf und freuen uns über das herrliche Winterwetter. Anschließend genießen wir die Gemütlichkeit eines warmen Zimmers, verbringen die Abende mit Spiele spielen und nutzen die Vorzüge eines Backofens, womit sonst seltene Dinge wie Pizza oder Apfeltaschen nun des öfteren auf unserem Speiseplan stehen.
Da kurz vor unserer Ankunft der Auspuff vom Auto sozusagen abgefallen war (er hing eigentlich nur noch am Rost), beschließen wir die günstige Wochenrate unseres Hotels zu nutzen um uns direkt darum zu kümmern. Wir bestellen einen Neuen (der natürlich wie alles für den Landy aus England geschickt werden muss) und beschließen bis zum neuen Jahr in Carson City zu bleiben. Silvester wird allerdings zumindest für mich eine ziemliche Enttäuschung. Gary hatte mich zwar schon „vorgewarnt“, dass der letzte Tag des Jahres in den USA nicht mit dem in Deutschland zu vergleichen sei, aber so hatte ich es mir dann doch nicht vorgestellt: Kein Feuerwerk, keine Knaller, keine einzige Rakete, nichts – um Mitternacht herrscht absolute Stille! Das lauteste ist unsere Sektflasche, die wir zur Begrüßung des neuen Jahres knallen lassen – ansonsten regt sich hier absolut gar nichts. Nun ja, man kann nicht alles haben… Am nächsten Tag sind wir dafür gut ausgeschlafen und unternehmen eine Neujahrswanderung im Schnee.
Highway 50 – unterwegs auf der einsamsten Straße Amerikas
Nach 2 Wochen Gemütlichkeit und Erholung sind wir gut ausgeruht um ein neues Abenteuer anzugehen: Highway 50 – die am wenigsten befahrenen Straße Amerikas. Wir sind uns nicht sicher, ob bei dieser Rechnung Alaska wohl mitzählt, können uns aber davon überzeugen, dass diese Straße tatsächlich einsam ist, und obendrein durch eine einmalig schöne Landschaft führt – ganz nach unserem Geschmack.
Schon am ersten Tag genießen wir die seit langem vermisste Freiheit, unser Lager aufzuschlagen wo es uns gefällt. Hinter Fallon folgen wir einer Schotterstraße zu den „Hidden Caves“ und entdecken nicht weit davon einen schönen Platz mitten in der Wüste. Kurzerhand erklären wir ihn zum heutigen Übernachtungsplatz und sind beglückt einfach wieder ganz für uns in der Natur zu sein. Der Himmel ist sternenklar und eigentlich fehlen jetzt nur noch ein paar Kojoten in dieser Szenerie… Kaum gedacht wird auch dieser Wunsch erfüllt und wir hören in der Ferne das Bellen und Heulen der Steppenwölfe. Schaurig schön hallt es durch die Nacht, sonst ist es absolut ruhig. Wir sind fasziniert, das freie Reiseleben hat uns nach der anstrengenden Zeit im Dezember wieder. Voller Vorfreude liegen wir an diesem Abend im Bett – gespannt darauf was uns entlang der 50 alles erwartet…
Auf den Spuren des Pony Express
Die 50 folgt über weite Strecken dem Pony Express, einer Strecke, die 1860 für ca. 1 Jahr die schnellste Postverbindung in Nordamerika darstellte. Was wir auf dem Weg über Reiter, Pferde und Zwischenstationen erfahren lässt uns ehrfürchtig staunen und erinnert an altbekannte Wild West Filme.
Außerdem ist die Region reich an Petroglyphen – in Stein gemeißelte Bilder aus prähistorischer Zeit. Nicht weit von unserem 1. Nachtlager befindet sich eine Art Steingarten mit hunderten solcher Bilder. Ein Spazierweg führt dort hindurch und wir bestaunen die unterschiedlichsten Ornamente und grübeln was sie wohl bedeuten könnten.
Der Weg führt uns schließlich weiter zum Sand Mountain – einer riesigen beeindruckenden Sanddüne, die sich plötzlich aus der Landschaft erhebt. Wir können nur erahnen, was hier im Sommer los sein muss – ein Spielplatz für ATVs und Pisten buggys der seines Gleichen sucht. Aber zu dieser Jahreszeit haben wir sie fast für uns alleine. Wir steigen ein Stück weit eine Flanke hinauf um kurz darauf durch den tiefen Sand hinab zu hüpfen und zu schlittern – was für ein Spaß! Allerdings weht hier ein eisiger Winterwind, der das Ganze zu einem eher kurzen Ausflug macht und uns bald wieder ins Auto treibt.
Am Nachmittag entscheiden wir uns spontan zu einem Schlenker über die Nebenstraße 722, die nun wirklich absolut einsam ist. Sie schlängelt sich durch die Berge über einen kleinen Pass, von dem wir einen herrlichen Ausblick in der Abendsonne genießen. Nach einiger Zeit stoßen wir wieder auf die 50 und verbringen die Nacht aus Mangel an anderen Möglichkeiten und der hereinbrechenden Dunkelheit direkt neben der Straße auf einer Art Pullout. Aber das ist hier ohnehin nicht weiter schlimm – Straßenverkehr gibt es so gut wie keinen und so verläuft die Nacht ruhig und ohne besondere Vorkommnisse.
Schneegestöber
Der nächste Morgen begrüßt uns unerwartet kalt: Als wir verschlafen die Tür öffnen, bläst der Wind sofort eine Ladung dicker Schneeflocken auf unser Bett. Erschrocken machen wir die Tür wieder zu und kriechen noch mal unter die Decke. Über Nacht hatte es anscheinend leise aber ordentlich geschneit und nun weht ein unangenehm kalter Wind dazu. An Frühstückszubereitung ist unter diesen Bedingungen wieder einmal nicht zu denken und so führen wir unser Schnellpackmanöver aus und fahren direkt in Richtung Austin, dem nächstgelegenen Ort.
Austin ist ein kleines Städtchen wie aus dem Wild West Bilderbuch. Es ist Donnerstag – anscheinend der Tag, an dem hier die Bürgersteige hochgeklappt sind und alles geschlossen hat. Dennoch finden wir einen urigen Saloon, in dem wir ein deftiges Frühstück serviert bekommen. Die Atmosphäre ist einzigartig und als sich das Schneegestöber etwas gelegt hat lassen wir uns einen Spaziergang durch den Ort nicht entgehen.
Spencers Hot Springs
Die Region um Austin ist reich an einigen Naturschönheiten, sowie Wander- und Mountainbiketrails, die im Sommer sicherlich leicht zugänglich sind. Jetzt allerdings, da alles von einer Schneedecke bedeckt ist fallen die Möglichkeiten ohne Ortskenntnisse natürlich deutlich begrenzt aus. Dennoch wollen wir uns eine Attraktion nicht entgehen lassen und diese heißt „Spencers Hot Springs“. Nevada ist ausgesprochen reich an heißen Quellen. Es gibt sogar einschlägige Führer dafür und wenn man wollte könnte man Wochen damit verbringen von einer zur nächsten zu fahren. Natürlich ist die Vorstellung für uns äußerst verlockend mitten im Winter ein heißes Bad zu nehmen; und so begeben wir uns auf die Suche nach der nicht weit von Austin entfernten heißen Quelle. Der Weg führt uns von geräumtem Asphalt auf eine verschneite Schotterpiste, von der wir nicht wissen wie gut sie zu befahren ist. Wir tasten uns erstmal einige 100 Meter vor und entscheiden dann, das Abenteuer zu wagen. Schnurgerade führt die Piste auf eine Bergkette zu um dann kurz davor nach links abzubiegen. Wir fahren bis zum Ende und stehen dann in der verschneiten Landschaft – von heißen Quellen keine Spur. Überhaupt gibt es außer ein paar Hasenspuren absolut nichts in das wie ein Weg aussieht. Wir fragen uns ob wir hier wohl richtig sind und stapfen erstmal los zu einer Erkundungstour. Und tatsächlich: nach kurzer Zeit finden wir die Quelle, die in mehrere selbst errichtete Auffangbecken führt. Es kostet schon einiges an Überwindung sich mitten im Winter und bei immer noch eisigem Wind splitternackt auszuziehen. Doch belohnt wird das Ganze durch badewannen warmes Wasser ganz für uns allein mitten in der herrlichen Natur. Wir können es gar nicht fassen: Um uns herum tiefster Winter und wir sitzen in unserem privaten Hot Pool mit erstklassiger Aussicht – es ist einfach herrlich!
Beim rausgehen seife ich mich kurz mit etwas Schnee ab und springe dann schnellstmöglich in meine warmen Kleider, während Gary sich das volle Programm gibt und stilecht im Schnee wälzt. Nach diesem einzigartigen Erlebnis fühlen wir uns wie nach der Sauna – rundum wohl und glücklich.
Schneesturm
Anscheinend hatte das Schneegestöber vom Morgen nur eine kurze Pause eingelegt, denn schon am Nachmittag schneit es bereits wieder – nur diesmal umso heftiger. Wir streichen also abermals alle Pläne auf kochen und genehmigen uns in Eureka ein paar anständige Burger als vorgezogenes Abendessen. Kurz nach dem Ort halten wir sogleich Ausschau nach einem geeigneten Übernachtungsplatz, müssen aber bald feststellen, dass dies nun aufgrund der Schneemenge um einiges schwieriger geworden ist. Plätze gäbe es sicherlich genügend, doch sind fast alle Zufahrtsstraßen nun mehr oder weniger unpassierbar geworden. Immer höher windet sich die Straße und das Schneegestöber nimmt nun immer mehr zu. Wir fahren und fahren; es wird es langsam dunkel, doch ein Übernachtungsplatz ist weit und breit nicht in Sicht. Wann immer wir aussteigen, um die Schneesituation in einer Nebenstraße zu prüfen versinken wir mindestens knietief im Schnee. Und bald müssen wir einsehen, dass da nichts zu machen ist – wir brauchen einen geräumten Platz, sonst laufen wir Gefahr stecken zu bleiben. Fast denken wir schon, wir müssten im nächsten Ort in ein Hotel gehen, als wir direkt neben der Straße einen größeren Umkehrplatz für Schneeräumfahrzeuge entdecken. Schön ist es hier natürlich nicht, aber immerhin etwas und wenigstens brauchen wir keine Angst zu haben hier einzuschneien.
Der nächste Tag begrüßt uns unverhofft mit strahlendem Sonnenschein als wäre nie etwas gewesen. Wir frühstücken ausgiebig in der Morgensonne und erreichen kurz darauf den Ort Ely, wo man uns erstaunt fragt wo wir denn so früh schon her kommen. Man will uns hier kaum glauben, dass wir gestern durch den nächtlichen Schneesturm über einen Pass gefahren sind und wir müssen schmunzeln – ein Abenteuer war es allemal.
Great Basin National Park
In Ely nutzen wir die Gelegenheit und duschen beim dortigen Truck Stop bevor wir unseren Weg entlang der 50 fortsetzen. Kurz vor der Grenze zu Utah wartet ein weiteres Highlight auf uns: der Great Basin National Park. Abgelegen von der Straße liegt hier eine wunderbare Wildnis zu Füßen des 3982 m hohen Wheeler Peak. Im Sommer kann man über eine Bergstraße bis auf über 3000 m hinauf fahren, um diese Jahreszeit ist die Straße jedoch unpassierbar. Es ist allerdings möglich bis zum auf 2225 m gelegenen und für Wintercamper geöffneten Lower Lehman Creek Campingplatz zu fahren – unserem heutigen Ziel. Die kleine Straße führt uns steil bergauf in eine nun noch tiefer verschneite Landschaft. Unterwegs begegnen wir einer ganzen Horde wilder Truthähne, die sich bei unserem Anblick schnell zwischen die schützenden Pinien flüchten. Bei unserer Ankunft am Campingplatz staunen wir nicht schlecht, dass hier tatsächlich einige Plätze freigeschaufelt sind. Sogar die Feuerstellen und Tische hat man umsichtig geräumt und den Schnee zu einer Mauer drum herum aufgetürmt. Daher empfinden wir die 15 USD pro Platz als äußerst fairen Preis für so viel Arbeit. Kurzzeitig überlegen wir ob es wohl eine gute Idee ist, mitten im Winter auf über 2000m Höhe zu campieren. Bisher war es kalt, aber hier wird es sicher sehr kalt. Doch der Ort hat uns schon völlig in seinen Bann gezogen und gefällt uns so gut, dass wir auf jeden Fall bleiben wollen. Hatten wir nicht irgendwann einmal behauptet, wir seien für richtiges Wintercamping nicht ausgestattet? Nun, jetzt sind wir mittendrin! Auch sind wir nicht die einzigen, die heute hier übernachten – 2 weitere Camper (einer davon sogar nur mit Zelt) haben sich ebenfalls auf das Abenteuer Wintercamping eingelassen. Sowie die Sonne hinter dem Berg verschwindet merken wir auch sogleich was das bedeutet, denn sofort fällt das Thermometer deutlich und zwingt uns, unsere dicksten Sachen anzuziehen. Kochen wird zu einer Herausforderung, nicht nur weil alles sofort am Tisch festklebt, sondern weil es bei den stetig fallenden Temperaturen auch fast unmöglich ist, ohne dicke Handschuhe zu arbeiten. In Baker, dem letzten Ort vor dem Nationalpark, hatten wir uns noch etwas Feuerholz besorgt, welches aber leider nicht das beste ist, und so raucht unser Feuer eine ganze Weile bevor wir endlich eine einigermaßen anständige Flamme haben. Gegessen wird mit Skihandschuhen und Abwaschen stellt anschließend die nächste Herausforderung dar. Wir erledigen es so schnell wie möglich und drängen uns danach an das kleine Feuerchen um wenigstens ein klein wenig Wärme zu bekommen. In dieser Nacht fällt das Thermometer gut unter -15 Grad, was wir am ganzen Körper zu spüren bekommen. Als ich die ca. 200m zum Plumpsklo laufe weht eine leichte Brise und ich habe das Gefühl, meine Gesichtsmuskeln frieren auf dem Weg ein. Wieder beim Feuer angekommen fällt meine Sprache auch erstmal deutlich langsamer aus. Es ist bitterkalt, doch diese Kälte hat ihre eigene Schönheit: Um uns herum erstreckt sich eine wundervolle Wildnis, die absolut still ist – überdacht von einem großartigen Sternenzelt. Hier dürfen wir den wohl herrlichsten Nachthimmel bestaunen, den wir je gesehen haben – tiefschwarz und klar, übersät mit Millionen von Sternen. Die Milchstraße zeichnet sich deutlich ab und immer wieder fallen Sternschnuppen herab. Es ist ein Erlebnis, dass es in dieser Form wohl nur im tiefen Winter geben kann und wir sind stark bewegt davon und dankbar. Allerdings lässt es sich beim besten Willen mit unserem kläglichen Feuer nicht lange aushalten und so begeben wir uns bald ins Auto, schalten die Standheizung für einen Moment ein und kriechen anschließend unter unsere warmen Decken.
Am nächsten Tag ist der Himmel strahlend blauen und die Sonne lässt die tief verschneite Landschaft glitzern und funkeln. Wir bereiten uns Porridge (Haferbrei) – unser absolutes Lieblingsfrühstück wenn es kalt ist – und können zuschauen wie langsam die dicke Eisschicht auftaut, die sich von innen an den Scheiben gebildet hat. In der Sonne wird es bald recht angenehm und so beschließen wir vor der Weiterfahrt einen Spaziergang zu machen. Zu unserer Freude war unser Zeltnachbar gestern schon ein Stück weit mit Schneeschuhen unterwegs und so folgen wir einfach seinen Spuren. Unter tief verschneiten Pinien führen sie uns ca. 40 min bergauf wo er anscheinend beschlossen hatte umzukehren. Wieder zurück sitzen wir noch eine Weile in der Sonne und genießen den Winterzauber und die Aussicht bevor wir diesen magischen Ort verlassen – und damit auch Nevada.
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