USA – Pazifikküste
(07. – 22. Dezember 2015)
Von Vancouver Island nehmen wir bei regnerischem Wetter die Fähre nach Port Angeles, Washington State. Der Grenzübegang verläuft völlig problemlos und ich bekomme ohne Schwierigkeiten weitere 90 Tage für die USA genehmigt (Gary darf ja ohnehin 6 Monate bleiben). Bei unserer Ankunft in Washington State sieht das Wetter auch nicht besser aus als auf kanadischer Seite – es regnet – und das soll wohl auch vorerst so bleiben. Nun ja, damit hatten wir zu dieser Jahreszeit gerechnet, uns aber trotzdem bewusst für die Pazifikküste anstatt dem Inland entschieden, da es hier im Dezember deutlich wärmer ist als in den Bergen. Und wozu haben wir schließlich Regensachen? Es kann ja auch unmöglich die ganze Zeit regnen – denken wir…
Washington State
Die 1. Nacht in den USA
Eigentlich ist unser heutiges Ziel der Nationalpark der olympischen Halbinsel; als wir jedoch bei der Eingangsstraße ankommen sieht es dort wüst aus. Anscheinend hat hier letzte Nacht ein Sturm getobt, denn die Straße ist übersäet mit Blättern, Ästen und Zweigen. Man hatte uns schon gewarnt, dass möglicherweise noch ein weiterer Sturm im Anmarsch ist und als wir das Chaos hier erblicken, entscheiden wir kurzerhand nicht in einem Wald zu übernachten und drehen wieder um. Wir finden schließlich einen staatlichen Campingplatz an der Küste unweit von Port Angeles, sind allerdings schockiert von den hier anscheinend üblichen Preisen. In den letzten Monaten hatten wir so gut wie gar kein Geld mehr für Camping ausgegeben und finden daher den Preis von 23 USD für den einfachsten Platz extrem hoch. Außerdem stellen wir fest, dass diese einfachen Plätze in einem Waldstück liegen, wo wir ja heute auf gar keinen Fall übernachten wollten. Es gibt zwar auch Plätze auf einer Wiese, doch haben diese alle Strom- und Wasseranschluss und sind daher entsprechend teurer. Nun gut, wir sind die einzigen Gäste und da wir den Strom sowieso nicht benutzen können, stellen wir uns auf einen der teuren Plätze, bezahlen aber bei der Selbstregistrierung den niedrigeren Preis – schließlich wollen wir nicht riskieren, dass uns nachts ein Baum aufs Dach fällt! Zu unserer Freude hat der Campingplatz auch eine geschützte Picknickhütte und da für den morgigen Tag ausgesprochen schlechtes Wetter angesagt ist, beschließen wir gleich für 2 Nächte zu bezahlen und die Vorzüge von einem Dach über dem Kopf zu nutzen. Doch wie groß ist unsere Enttäuschung als wir feststellen, dass der Eingang mit einem Vorhängeschloß versperrt ist! Ein Schild hängt daneben und besagt, dass man die Hütte mieten könne – für unglaubliche 75 USD pro halbem Tag! Wir können das kaum glauben – was für einen Sinn hat eine Schutzhütte auf einem Campingplatz, die abgeschlossen ist und Unmengen an Geld kostet? Verdutzt stehen wir vor dem Schloß im Regen; mit so etwas hatten wir überhaupt nicht gerechnet…aber es wird noch besser: später am Abend kommt eine Rangerin (und zwar eine von der besonders strengen Sorte) vorbei und kontrolliert den Platz. Natürlich fällt ihr sofort auf, dass wir nicht den korrekten Preis bezahlt haben. Wir erklären die Situation, dass wir den Strom- und Wasseranschluss ja gar nicht nutzen können, Angst haben vor dem Sturm und schließlich auch die einzigen Gäste sind…aber da ist nichts zu machen: entweder wir ziehen um oder wir bezahlen mehr, lautet die trockene Antwort. Am liebsten würden wir diesen unsympathischen Ort sofort wieder verlassen, aber es ist bereits stockschwarze Nacht, wir haben alles aufgebaut und wissen auch nicht wo wir sonst hin sollen. Mißmutig bezahlen wir die Differenz, bekommen aber zumindest unser Geld für den nächsten Tag zurück. Noch eine Nacht bleiben wir hier sicher nicht – egal wie das Wetter wird…
Willkommen in der Regenzeit
Das Wetter hält sein Versprechen: am nächsten Morgen schüttet es wie aus Eimern und das Wasser läuft an unserer Regenkleidung herunter wie unter Dusche als wir die Foxwing abbauen. Allerdings können wir auch ein paar beindruckende Wellen sozusagen direkt vor der Haustür beobachten. Da für die gesamte Woche Unmengen an Regen angesagt sind und wir von weggewaschenen Straßen und überschwemmten Wanderwegen im Nationalpark hören, streichen wir alle Pläne auf eine längeren Aufenthalt hier und beschließen einfach langsam die Küstenstraße in Richtung Süden zu fahren. Gegen Mittag gibt es eine kurze Regenpause die wir nutzen um einen Spaziergang am beeindruckenden Rialto Beach zu machen. Im dichten Nebel erscheint der Strand fast mystisch und die Wellen des Pazifik brechen mit beeindruckender Stärke am Ufer.
Wir übernachten im Bogachiel State Park, in dem uns diesmal ein äußerst sympathischer Ranger begrüßt. Natürlich hat es längst wieder angefangen zu regnen und wir können zuschauen wie die Pfützen um unser Lager sich langsam in einen kleinen See verwandeln. wenn wir keine nassen Füße auf dem Weg zur Toilette bekommen wollen, müssen wir jetzt geschickt im Slalom laufen und hüpfen.
Die Fahrt geht weiter entlang der Küste und wir wundern uns nicht als wir auf dem Weg nach Ocean Shores mit überschwemmten Straßen und Campingplätzen konfrontiert sind. Gegen Abend finden wir einen unschönen aber dank Beton wenigstens nicht matschigen Platz. Allerdings zieht später ein Sturm auf und rüttelt am Auto. Mitten in der Nacht müssen wir raus und die Foxwing wegpacken – schließlich wollen wir nicht riskieren, dass unser „Dach“ zu Schaden kommt. Auch am nächsten Morgen sieht es nicht besser aus – es stürmt und schüttet. Ohne die Foxwing wird natürlich sowie wir die Nase aus der Tür stecken sofort alles naß. Wir ziehen also schon beim Aufstehen unsere komplette Regenmontur an und packen so schnell wie möglich. An kochen und Frühstück ist überhaupt nicht zu denken und so „flüchten“ wir nach Ocean Shores in ein gemütliches Cafe.
Im Dezember wird es natürlich sehr früh dunkel und wir bemühen uns daher entsprechend zeitig anzukommen und alles im Hellen aufzubauen. Dank Wänden, die wir für unsere Foxwing haben, können wir es uns auch bei nassem Wetter recht gemütlich machen und so verbringen wir die langen Winterabende mit jeder Menge Spiele spielen. Mit ca.12 Grad ist es nicht sehr kalt, wir schlafen allerdings trotzdem im Auto, denn das Zelt wäre sonst samt Matratze sicher schnell triefnaß und hätte überhaupt keine Gelegenheit zu trocknen. Da wir meist sowieso die einzigen Campinggäste sind, drehen wir die Musik auf und tanzen zum prasselnden Regen. Noch finden wir das alles ganz lustig – ein Erlebnis eben! Wenn es jedoch zusätzlich auch noch stürmt sind sämtliche Annehmlichkeiten dahin und wir müssen uns mit kaltem Essen begnügen oder das nächste Restaurant aufsuchen.
Den letzen Abend in Washington verbringen wir am Cape Disappointment (Kap der Enttäuschung). Erst machen wir uns noch lustig über den Namen, müssen aber dann feststellen, dass das Kap zumindest für uns seinem Namen alle Ehre bereitet und eine echte Enttäuschung ist. Der Campingplatz ist nicht schön und unglaublich teuer, an Wandern oder Aussicht nicht zu denken und am nächsten morgen stürmt und schüttet es wieder dermaßen, dass sich wiederholt was wir schon vor ein paar Tagen erlebt hatten: wir packen in Windeseile und fahren ohne Frühstück los in Richtung Oregon. Irgendwann muss sich das Wetter ja mal ändern und je weiter wir Richtung Süden kommen, desto besser stehen die Chancen dafür – so glauben wir.
Oregon – unterwegs auf der 101
Der Columbia River stellt die Grenze zwischen Washington State und Oregon dar. Wir überqueren die Brücke im einheitlichen Regengrau und erreichen den Ort Astoria (bekannt durch den Film „The Goonies“) wo wir als erstes nach Frühstück im Trockenen Ausschau halten. Die Auswahl ist groß und schnell werden wir fündig und entfliehen der permanenten kalten Dusche. Astoria ist ein netter kleiner Ort mit einigen Sehenswürdigkeiten. Uns interessieren jedoch am meisten die Seelöwen, die sich hier im Hafen aufhalten. Eine ganze Kolonie hat ein Stück des Hafengeländes sozusagen für sich beschlagnahmt und zu ihrem zu Hause erklärt, weswegen dieser Teil gesperrt werden musste und die Seelöwen mittlerweile sogar einen festen Platz auf der Straßenkarte von Astoria besitzen! Wir müssen unsere Regenjacken tief ins Gesicht ziehen und uns gegen den Wind stemmen als wir die Brücke im Hafen hinuter laufen um die Kolonie zu besuchen. Fast sind wir ein bißchen neidisch auf die Tiere – ihnen macht das Wetter natürlich überhaupt nichts aus und sie aalen sich auf dem zu ihrem Territorium erklärten Steg und genießen einfach das Leben.
Ein Blick auf die Wettervorhersage verheißt auch weiterhin nichts Gutes – es regnet und regnet und regnet. Und dabei handelt es sich nicht nur um einen seichten Landregen, sondern eher um die Art wie sie im Sommer bei einem Gewitter auftritt – und zwar andauernd. Unterbrochen wird das ganze nur durch seltene kurze Pausen von maximal ein paar Stunden, die wir nutzen um wenigstens ein paar Eindrücke von der wirklich traumhaften Pazifikküste zu erhaschen. Seit wir 2013 mit dem Rad in Irland und Schottland unterwegs waren dachten wir eigentlich wir wüssten was Regen ist – allerdings stellen wir hier fest dass wir es nicht wussten! Unter diesen Bedingungen wird es auch immer schwieriger irgend etwas im Auto zu trocknen. Die Feuchtigkeit ist einfach überall. Wir hängen unsere tropfnasse Regenkleidung nachts über das Lenkrad und die Sitze, aber am nächsten Morgen ist sie immer noch unangenehm feucht und klamm. Das Wasser läuft innen von den Fensterscheiben und wir kommen uns langsam vor wie in einer Tropfsteinhöhle.
Camping entlang der Küste
Auch wenn die Küstenlandschaft entlang der 101 grandios ist – das Camping ist es nicht. Nach einigen erfolglosen Versuchen geben wir jegliche Ambitionen auf’s wild campen auf – es ist einfach unmöglich hier einen freien Platz zu finden. Das Land ist entweder privat und mit unzähligen Verbotsschildern gepflastert oder staatlich was wiederum Eintritt kostet. Wir übernachten also meistens in State Parks die hier zum Glück ganzjährig geöffnet sind, allerdings selbst für simples Camping eine ganze Menge Geld verlangen. Unter 20 USD ist da nichts zu machen und das ist wohlgemerkt schon der Preis für absolute Nebensaison! Auch nimmt man es hier mit den Regeln sehr genau, wie wir bereits in Washington festgestellt hatten. Als wir eines Nachmittags an dem von uns ausgesuchten State Park ankommen, stellen wir schockiert fest, dass man hier 29 USD haben will! Alle Plätze sind betoniert und haben natürlich Strom- und Wasseranschluß, was wir beides nicht nutzen können und daher auch nicht bezahlen wollen. Der freundliche Campground Host (in fast allen amerikanischen Parks gibt es einen Platzwart, der nach dem Rechten sieht und bei Fragen weiter hilft) rät uns im etwas abgelegenen Pferdecamp zu übernachten. Dort sei um diese Jahreszeit sowieso niemand und es koste weniger. Dankbar nehmen wir diesen Tipp an und sind sogar sehr zufrieden mit unserem „Cowboyplatz“. Hier kampiert man auf Gras anstatt Beton und an jedem Platz befindet sich ein kleiner Corral für zwei oder 3 Pferde. Vor Ort gibt es nur Plumsklos und zu den Waschräumen hat man ein gutes Stück zu laufen. Uns gefällt das hervorragend und wir verbringen dank Foxwing und Wänden einen recht gemütlichen Abend. Am nächsten Morgen hängt jedoch eine schriftliche Verwarnung am Auto mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass das Pferdecamp ausschließlich Leuten mit Pferd vorbehalten sei und wir unverzüglich umzuziehen hätten falls wir länger bleiben wollten. Der Park hat sicher über 300 Plätze, zusätzlich nochmal 15 Pferdeplätze; und außer uns gibt es gerade noch einen weiteren Gast – auch ohne Pferd natürlich. Wir nehmen also niemandem etwas weg – trotzdem besteht man hier auf die Regeln, egal ob das Sinn macht oder nicht. Natürlich haben wir keine Lust hier noch länger zu bleiben…
Langsam reicht’s….
Bisher war es ein rechtes Abenteuer, in diesem Wetter unterwegs zu sein, doch so langsam wird uns auch der Ernst der Lage bewußt. An einem Tag sind wir mit mehreren Straßensperren wegen Überschwemmungen und Erdrutschen konfrontiert und aus der geplanten Stunde Fahrt wird ein ganzer Tag. Plötzlich stehen wir sogar unverhofft vor einem frischen Erdrutsch, der gerade eben passiert sein muss, was schon ein ziemlich mulmiges Gefühl hinterläßt. Schleunigst drehen wir wieder um, müssen dann aber feststellen dass nun auch sämtliche Campingplätze in der Region wegen Sturmgefahr geschlossen sind. Uns bleibt nichts anderes übrig, als in ein Hotel zu gehen und am nächsten Tag ein gutes Stück weiter zu fahren.
Wie zur Entschädigung läßt sich am nächsten Morgen tatsächlich die Sonne blicken und taucht die Küstenlandschaft in ein völlig anderes Licht. Ein paar Stunden können wir dieses Geschenk genießen und bestaunen die beeindruckende Landschaft, die mit blauem Himmel so ganz anders aussieht.
Im Sunset Bay State Park (mittlerweile regnet es wieder) schlagen wir an diesem Abend unser Lager auf und beschließen trotz der Nässe ein paar Tage zu bleiben und wandern zu gehen. Direkt an der Küste entlang führt ein schöner Weg zum Kap Arago. Wir können beeindruckende Wellen beobachten, die an vorgelagerten Steinen und kleinen Inseln brechen und hören immer wieder das Bellen von Seelöwen; können allerdings nicht ausmachen wo sich die Tiere befinden. Am Kap schließlich angekommen, wird das Bellen immer lauter und wir entdecken eine riesige Kolonie in direkter Nähe! Begeistert beobachten wir die Tiere und schießen Fotos. Der Regen ist für eine Weile vergessen denn wir sind einfach fasziniert von dem Schauspiel das sich uns bietet.
Auf dem Rückweg kommen wir noch an einer anderen Attraktion vorbei: Zur Adventszeit ist der botanische Garten vom Shore Acres State Park über und über mit Lichtern geschmückt und ganze Landschaften und Tiere sind liebevoll nachgebaut und beleuchtet. In einer gemütlichen Hütte werden dazu Kaffee, Punsch und Kekse gereicht – alles ehrenamtlich und kostenlos! Wir freuen uns an diesem lokalen Ereignis teilnehmen zu dürfen und genießen ein bißchen vorweihnachtliche Stimmung. Im Dunkeln laufen wir die Straße zurück zum Campingplatz. Um unser Lager hat sich mittlerweile ein kleiner See gebildet, durch den wir hindurch müssen und wir lachen über die Situation. Wir sind zwar durchnäßt, aber sehr zufrieden an diesem Tag und schlafen nach der langen Tour hervorragend.
Am nächsten Tag ist der Spaß dann allerdings endgültig für uns vorbei: Wir sind gerade aufgestanden, als in unmittelbarer Nähe ein lauter Knall zu hören ist. War das etwa ein umgestürzter Baum? Wir laufen auf die Straße und tatsächlich: Ein Baum ist gerade mitten auf dem Campingplatz umgestürzt und liegt quer über der Straße! Die Wurzeln waren von dem vielen Wasser regelrecht unterhöhlt worden und ein ganzer See befindet sich jetzt in dem Loch. Zum Glück ist niemand verletzt worden, einzig die Markise des Camp Hosts hat es erwischt, trotzdem sind wir bestürzt und es läuft uns eiskalt den Rücken herunter bei dem Gedanken, dass das auch hätte anders ausgehen können. Schleunigst packen wir unsere nassen Sachen zusammen und verschwinden sowie die Straße wieder einigermaßen freigeräumt ist. „Das reicht!“, entscheiden wir, flüchten in Brookings in eine Pension – diesmal gleich für mehrere Tage – und überdenken die Lage. Ein Ende des Regens ist auch weiter südlich nicht in Sicht und so beschließen wir Inland zu fahren – trotz zu erwartenden winterlichen Temperaturen.
Nordkalifornien
Zauberhafte Redwoods
Bevor wir ins Inland fahren, wollen wir wenigstens noch die gigantischen Redwoods an der Küste Nordkaliforniens besuchen. Und wir haben Glück: Ein regenfreier Tag in 2 Wochen ist angesagt, den wir natürlich beschließen zu nutzen. Von Brookings aus machen wir einen Ausflug zum Jededhia Smith Redwoods State Park. Allein die Straße durch den Park ist wunderschön und führt durch eine Welt von gigantischen Bäumen. Wir stellen das Auto auf einem Wanderparkplatz ab und folgen dem Boy Scout Trail, der zu einem kleinen Wasserfall führt. Es ist magisch, durch diesen Wald von uralten Baumriesen zu wandern. Das Sonnenlicht wirft lange Strahlen durch die Zweige und Nebel steigt auf und verwandelt alles in eine mystische anmutende Welt. Schon in Kanada waren wir im Urwald gewandert und hatte die mächtigen Bäume bestaunt, diese hier sind jedoch noch gewaltiger und wir kommen uns zu ihren Füßen vor wie Ameisen. Es ist absolut erdend in diesem Wald zu spazieren. Man spürt einfach die Jahrhunderte alte ruhige Präsenz der Bäume und die Energie die von ihnen ausgeht. Es würde uns nicht wundern wenn wir hier plötzlich eine Fee oder ein anders Fabelwesen entdecken würden! Staunend folgen wir dem sich schlängelnden Pfad und nehmen diese einzigartige Atmoshäre voll und ganz in uns auf.
Am nächsten Tag ist der Himmel wolkenverhangen und es regnet wieder ununterbrochen. Da unser Weiterweg aber sowieso nochmal an den Redwoods vorbei führt, unternehmen wir noch eine weitere kleine Wanderung, diesmal im Redwood National Park (anscheinend sind hier auch Teile von Star Wars gefilmt worden). Nochmals kommen wir in den Genuss, durch die gigantischen Bäume zu spazieren, die sicher Geschichten erzählen könnten. Es fällt uns schwer, uns von diesem magischen Ort zu verabschieden, aber das Wetter treibt uns an, die Küste zu verlassen und so biegen wir bei Eureka ab und fahren Richtung Osten in die Berge.
Kurz vor Weihnachten
Wir übernachten an diesem Tag irgedwo auf einem Rastplatz an der Bergstraße in Richtung Redding. Es ist deutlich kälter hier und wir sind nicht überrascht, als der Regen am nächsten Tag in Schnee übergeht. Allerdings empfinden wir das als eher willkommene Abwechslung zu dem ständigen Einheitsgrau. Wir legen ein ordentliches Stück Strecke zurück und machen einen kurzen Besuch bei Garys Freund Jerrel, in Grizzly Flats bevor wir weiter zum Lake Tahoe fahren.
Da wir das Weihnachtsfest nicht draußen im Regen verbringen wollen, versuchen wir nun schon seit geraumer Zeit eine Unterkunft zu finden – leider bisher ohne jeglichen Erfolg. Wir hatten das halbe Internet durchforstet und nach bezahlbaren Unterkünften in Oregon, Kalifornien und sogar Nevada Ausschau gehalten – alles ohne Erfolg. Selbst bei Air BnB steigen die Preise anscheinend zu dieser Jahreszeit ins Unermessliche – auf jeden Fall weit über unser Budget. So bleibt uns nichts anderes übrig als auf dem Weg Ausschau zu halten. Als wir jedoch am Lake Tahoe – von dem wir annehmen, es gäbe dort Unterkünfte in verschiedenen Preiskategorien – ankommen, schwindet unsere Hoffnung gänzlich auf gemütliche Feiertage. In den umliegenden Bergen befinden sich Skigebiete, die anscheinend seit Jahren keinen Schnee mehr gesehen haben. In diesem Jahr hatte es allerdings bereits ordentlich dort geschneit, was zu einem explosionsartigen Anstieg der Preise geführt hatte – erst recht jetzt um die Weihnachtszeit. Durchschnittlich verlangt man hier gerade um die 200 USD pro Nacht. Das günstigste was wir finden kostet immerhin auch noch 125 USD, was natürlich weit über unserem Budget liegt. Auch liegt hier eine gewisse Atmosphäre in der Luft, die uns nicht besonders gefällt. Man begegnet uns recht kühl und unfreundlich als wir nach einem günstigeren Zimmer fragen; und selbst in der Touristeninformation interessiert man sich herzlich wenig für unser Anliegen und behandelt uns eher nach dem Motto „nicht mein Problem“. Anscheinend interessiert man sich hier mehr für Geldbörsen als für Menschen. So weit Inland haben zu dieser Jahreszeit auch alle Campingplätze geschlossen, so dass wir nun überhaupt nicht mehr wissen was wir machen sollen. Es ist der 22. Dezember, wir stehen im Schneematsch an einem unsympathischen Ort und wissen noch nicht einmal wo wir die heutige Nacht verbringen sollen – geschweige denn Weihnachten. Niedergeschlagenheit, ja richtige Verzweiflung macht sich breit. Die letzten Wochen waren anstrengend und haben einiges an Energie und Nerven gekostet, und jetzt sieht es so aus, als ob wir noch nicht einmal einen trockenen und warmen Weihnachtsabend verbringen werden. Unsere Stimmung ist auf dem absoluten Nullpunkt und wir sitzen eine Weile völlig ratlos und deprimiert im Auto. Was sollen wir jetzt machen? Wir haben keine Ahnung, fassen aber schließlich einen Entschluss: Dann fahren wir eben – bis wir etwas gefunden haben. Irgendwo muss es etwas für uns geben.
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