Neufundland

(11. Mai – 30. Mai 2015)

Wir hatten ja lange überlegt, ob wir zu dieser Jahreszeit überhaupt hierher kommen sollen. Die Wetteraussichten, Schneeverhältnisse und die Reaktionen der Leute, die vor allem aus einem gewissen ungläubigen Blick und einem Schmunzeln bestanden, hatten uns schon etwas abgeschreckt. Aber dann waren wir irgendwann doch fest entschlossen egal wie das Wetter wird herzukommen. Schließlich haben wir Wintersachen dabei und die sollen ja nicht umsonst mit uns herum fahren…Nach nun mittlerweile fast 3 Wochen auf der „rauhen“ Insel sind wir mehr als froh hier zu sein, denn Neufundland hat all unsere Vorstellungen und Erwartungen bei weitem übertroffen!

Nachts bei der FähreEs geht schon gut los…

Da wir die Vormittagsfähre nehmen wollen, ist unser Plan, direkt auf dem Fährgelände zu übernachten. Dass dies möglich ist, hatten wir schon beim Kaufen der Tickets erfahren und waren auch sehr angenehm überrascht, dort die gesamte Einrichtung nutzen zu dürfen – inkl. duschen, heißem Tee und Internet. So verbringen wir einen recht gemütlichen Abend und übernachten dann neben riesigen Trucks auf der Wartespur – auf jeden Fall ein Erlebnis für sich!

Tags darauf sind wir aufgeregt wie kleine Kinder als wir unseren Landy auf die Fähre fahren. Irgendwie ist es schon immer ein ganz besonderes Gefühl, auf diesem Weg in unbekanntes Land zu reisen.

Die erste Überraschung lässt auch nicht lange auf sich warten: Auf der Fähre lernen wir Bruce, John und Morton kennen und nach einem interessanten Nachmittag lädt uns Bruce alle spontan zum Abendessen ein! Ein Angebot, das wir sehr gerne und dankend annehmen. Essen gehen ist aufgrund unseres Budgets eine eher seltene Angelegenheit (bzw. wenn wir ständig essen gehen würden, wäre das nur eine kurze Reise…) und umso mehr genießen wir den hervorragenden Rinderbraten aus der Schiffsküche.

Port aux BasquesGut gestärkt kommen wir am Abend in Port aux Basques an. Die Temperatur ist mit 7 Grad auch nicht kälter als in Nova Scotia und eigentlich müssen wir nun nur noch einen geeigneten Übernachtungsplatz finden. Auf der Karte sehen wir nicht weit entfernt J.T. Cheeseman Provincial Park und werden dort auch sofort fündig. Wir sind uns nicht sicher ob der Park nun geöffnet hat oder nicht. Die Schranke ist offen und wir entdecken auch eine Preistafel. Da aber weit und breit kein Mensch zu sehen ist, suchen wir uns einen schönen Platz aus und übernachten umsonst – ein guter Start wie wir finden :-)

Das Wetter hält sein Versprechen

Wie von allen angekündigt, lässt das versprochene neufundländische Wetter nicht lange auf sich warten. Schon am nächsten Tag fällt das Thermometer auf Temperaturen um die Nullgradgrenze und es wird unangenehm windig. Nachdem wir morgens noch einen Spaziergang zum Strand machen konnten, sind wir nun froh über die Fahrt nach Corner Brook im warmen Auto. Allerdings erscheint uns die Aussicht auf kochen im Freien bei diesem Wetter so gar nicht verlockend. Wir entscheiden uns also doch mal für essen gehen und flüchten so für einige Stunden vor dem rauhen Wetter. Schön aufgewärmt und satt, fällt es uns schon schwer, die Gemütlichkeit des Restaurants wieder zu verlassen und einen Übernachtungsplatz zu suchen. Mittlerweile ist auch noch Schneeregen dazu gekommen und es kostet uns einiges an Überwindung, uns endlich aufzuraffen und loszufahren. Tief hängende graue Wolken begleiten unsere Fahrt entlang des Humber Arm und immer wieder schneit oder regnet es. Nicht gerade einladend zum Campen finden wir. Aber unverhofft entdecken wir ganz am Ende der Straße bei Bottle Cove einen umwerfend schönen Platz. Es ist gar nicht so einfach „wild“ zu übernachten. Meistens findet man eben nicht den tollen Platz, den man sich schon in Tagträumen ausgemalt hatte. Schließlich muss er mit dem Auto erreichbar sein, halbwegs eben, natürlich nicht mitten im Ort, am besten auch noch Wasser haben und natürlich kein „No camping“ Schild. Sonderwünsche wie tolle Aussicht und idyllisch gelegen fallen somit eher unter die Kategorie „selten“. Aber heute haben wir ausgesprochenes Glück – ohne viel Sucherei finden wir einen schön gelegenen Wanderparkplatz mit fantastischer Aussicht auf die Bucht! Das schlechte Wetter ist sofort vergessen und wir unternehmen trotz Schneeregen noch einen Abendspaziergang bevor wir die Standheizung im Auto einschalten und es uns unter unserer Riesendecke gemütlich machen.

Der nächste Tag empfängt uns mit mehr Schneeregen, aber dank unserer idealen Ausgangsposition erkunden wir trotzdem die Umgebung auf den von der o.b.i.e.c. (outer bay of islands enhancement comitee) angelegten Wanderwegen bevor wir weiterfahren. Übrigens super Job wie wir finden! Es macht viel Spaß auf den Trails zu wandern und wir entdecken einen tollen Aussichtspunkt nach dem anderen.

Gegen Nachmittag wird das Wetter etwas besser, aber es bleibt kalt. Nachdem wir unsere Essensvorräte in Corner Brook aufgefüllt haben, geht es weiter nach Deer Lake. Heute ist allerdings (nicht zum ersten und sicher auch nicht zum letzten Mal) einer dieser Tage, an denen wir uns ziemlich mit der Zeit verschätzt haben: Zu spät losgefahren, zu lange gebraucht beim Einkaufen, zu spät angefangen einen Übernachtungsplatz zu suchen…Wir kurven eine Ewigkeit herum, sind müde und entnervt und kurz davor hinter der nächst besten Tankstelle zu parken, als wir Pauline begegnen, die uns buchstäblich von der Straße aufliest und zu ihrem Hof mitnimmt. Pauline ist auch Tierärztin und betreibt mit ihrem Mann Phil eine große Rinderfarm. Wir dürfen neben dem Stall parken, die Toilette benutzen – und ein besonderer Genuss: Duschen! Herrlich – heißes Wasser soviel wir wollen und es ist auch schön, mal wieder ein bisschen Kuhgeruch in der Nase zu haben. Nachts wird es kalt; wir merken förmlich wie die Kälte ins Auto kriecht und morgens sind unsere Handtücher draußen steif gefroren. Wir müssen uns bewegen um nicht zu frieren und entscheiden uns daher ohne Frühstück aufzubrechen.

Twillingate – Sonne satt!

Unser nächstes Ziel ist Twillingate, denn da soll es „garantiert“ Eisberge geben wie wir gehört haben und auf die sind wir ganz scharf! Als wir ankommen, sehen wir schon, dass hier alles irgendwie „Eisberg“ ist. Eisberg B & B, Eisberg Cafe, Eisberg Gallerie, Eisberg Tours u.s.w. Allerdings ist das Meiste davon noch geschlossen. Dafür hat aber der einzige Campingplatz gerade gestern geöffnet!

Der perfekte PlatzWir sind auch so ziemlich die einzigen Gäste und suchen uns somit den besten Platz aus. Wie gut dieser Platz ist, merken wir am nächsten Tag: Es ist zwar strahlend blauer Himmel, doch ziemlich stürmisch. Der Wind pfeift an der Küste entlang und rüttelt an den Bäumen, aber unser Platz ist so gut geschützt, dass wir davon nichts merken. Wir sitzen in der Sonne und hören den Wind nur – herrlich! 15 CAD pro Nacht emfinden wir als fairen Preis und da gutes Wetter angesagt ist, schlagen wir gleich für eine Woche ein großes Lager auf. Wir beschließen, dass die Zeltsaison jetzt eröffnet ist und unser Dachzelt kommt zum ersten Mal auf dieser Reise zum Einsatz. Das Wetter wird tatsächlich immer besser und auch der Wind legt sich fast komplett – wir können es kaum glauben und selbst die Einheimischen versichern uns, dass das sehr ungewöhnlich für diese Jahreszeit ist! Wir sind so begeistert von dem plötzlichen Frühlingsausbruch, dass wir zunächst einmal gar nicht viel machen wollen, außer die Sonne und unser Lager genießen. Wir kochen über offenem Feuer und probieren zum ersten Mal unsere gusseiserne Brotbackform aus – mit Erfolg! Das erste mit Glut gebackene Brot kann sich durchaus sehen lassen (wenn auch unten etwas angebrannt – Anfängerfehler :-)) und schmeckt hervorragend!

Eisberge sehen wir allerdings nur vereinzelt in der Ferne über das Meer treiben. Anscheinend sind wir noch etwas zu früh dran für die Eisbergsaison. Dafür hält Twillingate aber eine andere Überraschung für uns bereit: Auf einer Wanderung treffen wir Nina und Michael, die hier wohnen. Wir verstehen uns auf Anhieb gut, haben uns viel zu erzählen und verbringen gleich 3 wunderbare Abende miteinander.

Gros Morne National Park

Seit wir uns mit der Reiseplanung von Neufundland beschäftigen, hören wir von allen Seiten, dass Gros Morne National Park gewaltig ist und wir da unbedingt hin müssen! Wir schlagen unser Lager auf dem Green Point Campingplatz auf – der Einzige, der ganzjährig geöffnet ist. Camping in einem Nationalpark ist immer schön! Die Plätze sind meist mit viel Liebe zur Natur idyllisch angelegt und voneinander durch Bäume oder Büsche getrennt, so dass jeder sein eigenes kleines Reich hat mit Picknicktisch und Feuerstelle. So macht Zelten Spaß! Das Wetter hat sich allerdings wieder gewandelt (na ja nach einer Woche Sonnenschein darf man nicht zu anspruchsvoll sein) und die ganze Nacht rüttelt der Sturm an unserem Dachzelt. Der nächste Tag wird sogar ein richtiger Test für unsere Foxwing mit aufgespannten Wänden. Am Nachmittag wandern wir trotz Sturm den Küstentrail entlang und werden so richtig durchgerüttelt. Der Sturm fegt heftig über das Meer und wir können ein paar beeindruckende Wellen bewundern. Auch sehen wir jede Menge Elchspuren und deren Hinterlassenschaften. Hinter jeder Ecke hoffen wir auf einen Elch zu treffen, aber es lässt sich keiner blicken – noch. Denn am Abend gibt es dann für mich (leider ist Gary nicht dabei) doch noch eine völlig unerwartete Begegnung mitten auf dem Campingplatz! Ich kann es gar nicht fassen – der erste Elch, den ich in Neufundland sehe – und das soll bei weitem nicht der Letzte sein. Der Elch kann es anscheinend auch nicht fassen. Wir bleiben beide nur wenige Meter voneinander entfernt stehen und schauen uns an – bevor er mit fliegenden Beinen die Flucht ergreift. An einem idyllisch gelegenen See entdecken wir auch ein riesiges Biberhaus und vor allem zahlreiche beeindruckende Spuren der fleißigen Tierchen. Blicken lässt sich aber leider keins.

Wir bleiben ein paar Tage im Nationalpark und sind begeistert von der Natur. Das Wetter wird allerdings zunehmend schlechter und außerdem haben wir mehr und mehr das Verlangen mal wieder zu duschen. In Green Point ist es zwar schön, aber es gibt nur kaltes Wasser draußen aus dem Hahn und für abenteuerliches Outdoorduschen ist es bei weitem zu kalt.

Am Morgen unserer Abreise geht uns dann zu unserer Überraschung das Gas mitten beim Tee kochen aus. Das ging irgendwie schnell denken wir. Ca. 3 Wochen haben wir mit der 2,5 kg Propangasflasche gekocht. Wir hatten auch schon solche Gasdruckmessgeräte gesehen, die den Füllstand der Gasflasche anzeigen und überlegt so eines zu kaufen, dachten aber dann (warum auch immer…), dass wir das nicht brauchen. Zum Glück haben wir immer eine kleine Powergaskartusche für schnellen Kaffee oder Tee dabei und müssen auch an diesem Morgen nicht auf ein heißes Frühstücksgetränk verzichten. Das Auftanken gestaltet sich allerdings etwas schwieriger. In dem einzig nahe gelegenen Ort, Rocky Harbour, gibt es zwar Propangas, aber es ist nur 1x am Tag jemand da zum Auffüllen; und zwar nachmittags um 16:00 Uhr. So lange wollen wir nun auch nicht warten und sind kurz davor eine kleine Gaskartusche für den unglaublichen Preis von fast 7 CAD zu kaufen (Zum Vergleich: das Befüllen von unserer 2,5 kg Flasche kostet genauso viel!), als uns Ashley und Nolan an der Tankstelle ansprechen. Sie haben unseren Landy schon in Deer Lake gesehen, unsere Homepage besucht und schenken uns nun ihre von einer Tour übrig gebliebenen Gaskartuschen. Das bringt uns auf jeden Fall über die nächsten Tage :-)

RIMG0163„Closed for the season“

 „Bis zur Saison geschlossen“ ist mittlerweile neben „No Camping“ zu einem unserer „Lieblingssprüche“ geworden. Wir fragen uns allerdings, wann genau denn nun die Saison beginnt. Erst dachten wir, dass das Mitte Mai der Fall sei, aber je weiter wir Richtung Norden fahren, desto mehr scheint sich diese Saison auf Mitte/Ende Juni zu verschieben. Egal wo wir vorbei kommen, fast alles ist „closed for the season“: Cafes, Shops, Bäckereien, Campingplätze, Parks, Sehenswürdigkeiten, Bootstouren…alles befindet sich (mittlerweile Ende Mai) noch im Winterschlaf. Eigentlich kein Wunder, denn auf unseren Wandertouren stapfen wir oft auch noch durch Massen von Schnee und von Grün finden sich auch nur ganz vereinzelt erste sehr zaghafte Spuren. Auch gut für uns, denn so kommen wir gar nicht erst in Versuchung Geld auszugeben. Allerdings ist da die Sache mit dem Duschen. Man kann sich natürlich einfach waschen, aber nach einer gewissen Zeit kann man – so geht es zumindest uns – an fast nichts anderes mehr denken als an eine warme Dusche und vor allem an Haare waschen, wofür es draußen definitiv zu kalt ist. Bisher stellt sich dieses Gefühl bei uns regelmäßig nach spätestens 5 Tagen ein (ja, die richtigen Outdoorfreaks werden jetzt sagen, dass das gar nichts ist…), doch es ist gar nicht so einfach, dann auch etwas zu finden. Selbst wenn mal ein Campingplatz geöffnet hat, so ist das noch lange keine Garantie, dass man dort auch eine Dusche bekommt wie wir feststellen müssen. Das Wasser ist noch eingefroren oder irgend etwas anderes funktioniert nicht und schon wird aus unserem Vorhaben nichts. An einem Tag fahren wir eine gefühlte Ewigkeit bei stürmischem ungemütlichen Wetter nach Port aux Choix um dann in dem einzigen Motel eine Dusche für sage und schreibe 10 CAD pro Person(!) angeboten zu bekommen. Wir fragen nach, ob in dem Preis denn auch noch ein persönlicher Masseur oder sonstige Annehmlichkeiten enthalten sind, aber anscheinend ist das nicht der Fall…

Great Northern Peninsula 

RIMG0666Nachdem wir in Port aux Choix doch noch eine Dusche gefunden haben, fahren wir weiter bis ganz in den nördlichsten Zipfel von Neufundland. Eigentlich dachten wir, wir machen nur mal kurz einen Abstecher, aber dann zieht uns dieses Stück Land so in seinen Bann, dass wir beschließen, hier Zeit zu verbringen. Schon auf der Fahrt bewundern wir die sich ständig verändernde Landschaft und sehen an einem Tag gleich 2 Elche und jede Menge Karibus am Straßenrand. Ein junger Elch stellt sich scheinbar sogar extra fürs Foto in Pose und wir können einen tollen Schnappschuss machen! Am Abend biegen wir in die Straße Richtung L’Anse aux Meadows ein und fahren nun durch eine Landschaft, die wirklich atemberaubend ist; eine Landschaft, die uns tief berührt. Mit Worten ist das schwer zu beschreiben, aber das hier löst etwas tief gehendes in uns aus, das weit über den Begriff schön hinausgeht.

Und plötzlich sind sie da – Eisberge! Hinter jeder Kurve entdecken wir einen neuen faszinierenden Ausblick. Nun viel weiter nördlich kommen wir anscheinend gerade richtig zur Eisbergsaison an. Es ist ziemlich schnell klar, dass wir hier einige Zeit verbringen werden!

Auch das Wetter zeigt sich am nächsten Tag von seiner guten Seite. Es ist zwar stürmisch und kalt aber sehr sonnig – und wer Eisberge sehen will, muss eben auch damit rechnen, dass es kalt ist… Wir haben Spaß daran, jede kleine Straße bis zum Ende durchzufahren und immer neue Blicke auf verborgene Inseln und Eisformationen zu erhaschen, wandern auf einen Hügel mit fantastischer Aussicht und besuchen auch das Winkingerdorf in L’Anse aux Meadows (Hier waren nachweislich die Wikinger). Es hat natürlich noch geschlossen, aber wir können trotzdem die verschiedenen Häuser bestaunen.

Gestrandete Riesen

Am Abend, erleben wir dann noch eine ganz besonders tolle und völlig unerwartete Überraschung: Eigentlich waren wir mal wieder gerade auf der Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz, als wir bei Goose Cove 3 riesige gestrandete Eisberge entdecken! Wir hatten schon gehört, dass die Eisberge manchmal ganz nah ans Ufer kommen und dort sozusagen ankern und schmelzen, hatten aber nicht damit gerechnet, dass wir das so schnell sehen würden! Umso größer ist unsere Freude über dieses Ereignis. Das ganze Dorf ist auf den Beinen um Fotos zu schießen und auch wir stehen ehrfürchtig vor den Eisriesen und staunen. Man versichert uns, dass diese hier noch recht klein sind, aber wir sind schon von dieser Größe völlig überwältigt. Es ist ein Gefühl als wären Wesen aus einer anderen Zeit hier, die jahrtausende alte Geschichten mit sich tragen. Lange bestaunen wir diesen Anblick und kosten auch ein Stück von abgebrochenem Eis – man kann hier wohl auch Drinks kaufen, die mit original Eisbergeis serviert werden…

Eisbäralarm?

Wir hatten uns schon gewundert neben den typischen Elchpostkarten auch welche mit Eisbären darauf zu sehen. Als wir dann in einem kleinen Laden auch noch Eisbärfiguren entdecken, fragen wir doch mal nach, was es damit auf sich hat; denn wir können uns beim besten Willen nicht vorstellen, dass es hier Eisbären geben soll. Die waren nach unserer Vorstellung immer viel viel weiter nördlich zu Hause…Doch tatsächlich, die Frau aus dem Laden bestätigt uns, dass an der Küste von Neufundland jedes Jahr Eisbären entlang ziehen und den Robben folgen. Von März bis manchmal Juli sind sie anscheinend durchaus regelmäßig anzutreffen. „Letztes Jahr hat einer versucht, meine Haustür aufzubrechen.“, erzählt uns die Frau ganz nebenbei. „Das war kein gutes Gefühl, kann ich euch sagen. Aber zum Glück hat er es nicht geschafft.“ „Hier???“, fragen wir etwas alarmiert nach. „Ja, gleich hier in der Nähe.“, versichert sie uns. Jetzt staunen wir mit offenem Mund. Das hätten wir überhaupt nicht erwartet. Und hatten wir nicht auch gestern Abend keine Lust zum Geschirr spülen gehabt? Es war spät geworden und regnerisch und wir hatten uns irgendwie sicher genug gefühlt um unser schmutziges Geschirr einfach unters Auto zu stellen. Wir dachten, dass hier maximal ein Eichhörnchen vorbei kommt und das dürfte gerne mal an unseren Tellern schnuppern. Einmal nachgefragt, hören wir noch mehr Eisbärgeschichten. Z.B. war ein Mann aus einem Nachbardorf nachts von einem Geräusch aufgewacht und als er nachschauen ging, hatte es sich ein Eisbär in seinem Wohnzimmer bequem gemacht! Irgendwie können wir das immer noch nicht so richtig glauben und denken eher, dass man uns hier einen gewaltigen Bären aufbinden will, aber wie zur Bestätigung erfahren wir am nächsten Tag aus dem Radio, dass ein Eisbär in der Nähe vom nicht weit entfernten Flugplatz von St. Anthony gesehen wurde!

Angriffe auf Menschen gab es wohl noch nie und falls ein Eisbär gar zu aufdringlich wird, wird er per Betäubungsgewehr geschossen und zurück aufs Packeis gebracht, erzählt man uns. Das ist ja zumindest beruhigend, denken wir, beschließen aber auf jeden Fall ab jetzt immer alles sorgfältig in einiger Entfernung vom Camp abzuwaschen und möglichst geruchssicher wegzupacken – egal wie spät oder ungemütlich es ist!

„Reisen ist zunächst mal ein Stück weit Aufgabe der eigenen Bequemlichkeit“

LagerplatzWir haben für einige Tage ein wildes Camp auf einem alten zugewachsenen Baseballfeld mit Sicht auf die Bucht aufgeschlagen, dass uns von Einheimischen empfohlen wurde und genießen unser Lagerleben in großartiger Natur. Holz bekommen wir geschenkt und Wasser füllen wir im nicht weit entfernten Dorf auf. Wir unternehmen kleine Wanderungen auf die umliegenden Hügel und sind immer wieder begeistert von dem Ausblick. Das Wetter ist sonnig aber (wie fast immer) stürmisch. Das ist etwas, woran man sich in Neufundland gewöhnen muss, was aber zugegebener Maßen nicht immer einfach ist. So wie wir unterwegs sind, sind wir schon ziemlich abhängig vom Wetter und der persönliche Wohlfühlbereich ist nur sehr begrenzt. Das merken wir immer wieder. Schnell ist einem zu kalt, zu warm, zu ungemütlich. Und wenn der Wind pausenlos geht, dann rüttelt er nicht nur an den Zeltwänden, sondern auch an den Nerven. Es wäre gelogen zu sagen, dass das immer Spaß macht. Es kostet auch einiges an Energie und manchmal Nerven. Aber es gehört zur Erfahrung so einer Reise und es ist wie mit allem anderen – gute und weniger gute Tage wechseln sich ab.

Mit ThelmaFür die letzten 2 Nächte auf Neufundland beschließen wir allerdings uns den Luxus eines B & B zu gönnen – das Viking Nest / Viking Village in Hay Cove ist übrigens sehr empfehlenswert: herzlich, gemütlich und Thelma’s Frühstück ist Spitze! Wir haben bergeweise Wäsche zu waschen, freuen uns auf eine heiße Dusche und es ist auch viel gemütlicher, so einen Blogeintrag drinnen zu schreiben. Als wir uns so anschauen, sind wir uns nicht ganz sicher, ob man uns wohl gerne herein lässt – wir schauen schon etwas vagabundenmäßig aus mit ungewaschenen Haaren, dreckigen Klamotten und nach Rauch riechend. Aber nach einer Dusche und mit frisch gewaschenen Sachen sehen wir schon ganz anders aus…

Danke Neufundland

Neufundland hat uns mit seiner einmaligen Natur und seinen überaus freundlichen, liebenswerten Menschen sehr beeindruckt und uns viele schöne und intensive Momente geschenkt. Noch einmal besonders bedanken möchten wir uns hier bei Bruce für die spontane Einladung zu dem herrlichen Abendessen auf der Fähre; bei Pauline und Phil für den Übernachtungsplatz und die heiße Dusche als wir so gar nichts finden konnten und bei Ashley und Nolan für die Gaskartuschen. Nina und Michael: Die gemeinsame Zeit mit euch in Twillingate ist uns in bleibender Erinnerung. Schön euch kennen gelernt zu haben!

Mehr Fotos bei Flickr: Newfoundland

2 Kommentare
  1. Michael
    Michael sagte:

    hi ihr!
    Toll geschrieben. Nur eine Anregung: Schreibt doch etwas öfter, dafür kürzer.
    Bei der momentanen Menge bekommt man immer sooo einen gewaltigen Hunger nach Urlaub und Kanada :-)
    Grüße

    • Gary
      Gary sagte:

      Danke! Leichter gesagt als getan :-) Von unterwegs schreiben ist gar nicht immer so einfach…

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