Nova Scotia

(28. April – 11. Mai 2015)

Endlich sind wir unterwegs! Aus ursprünglich 2 geplanten Wochen bei Gary’s Eltern sind letztendlich doch fast 4 geworden. Das lag vor allem daran, dass wir uns beide erstmal zur Begrüßung eine ordentliche Erkältung aufgesackt hatten – und dann an den vielen „Kleinigkeiten“, die wir erst hier erledigen wollten und die mal wieder viel mehr Zeit in Anspruch genommen haben als wir zunächst dachten…

"Josie"„Josie“ und Co

Von den vielen Dingen auf unserer to do Liste (z.B. Tisch an der Hecktür anbringen, Regenschutz über der Hecktür, letzte Ausrüstungsgegenstände kaufen…) hat uns vor allem eine Frage wirklich Kopfzerbrechen bereitet: „Wie bringen wir die Gasflasche am Auto an?“ Damit meine ich keine kleine Campinggaskartusche, sondern eine wieder befüllbare 2,5 kg Gasflasche, die man ja möglichst draußen lagern sollte (davon abgesehen ist im Auto sowieso kein Platz dafür). Kleinere Kartuschen wären auf Dauer viel zu teuer und würden auch Unmengen an Müll produzieren. Da hier fast jeder (zu meinem Erstaunen) seine Gasflasche außen am Camper befestigt sollte es eigentlich eine Kleinigkeit sein, eine passende Vorrichtung dafür zu finden – dachten wir. Das dem nicht so ist, stellte sich allerdings bald heraus. Nach einiger Sucherei stand fest, dass die einzige Möglichkeit wohl eine maßangefertigte Halterung ist – für den stolzen Preis von 250,- CAD! Mal abgesehen vom Müll kann man dafür jede Menge kleiner Gaskartuschen kaufen! Schließlich lag die Lösung dann direkt vor unserer Nase – nämlich in der Küche von Garys Mutter in Form von einem alten, genau passenden Topf den wir auf dem Dachträger befestigen konnten. „Ihr dürft den Topf aber nur nehmen, wenn ihr „Josie“ drauf schreibt.“, sagt Garys Mutter noch dazu. „Schließlich hat er deiner Oma gehört – und sie hätte sich sicherlich gefreut wenn er die Welt sieht.“ So sind wir jetzt mit einem sehr praktischen Familienerbstück unterwegs!

Nova Scotia’s South Shore

Haus, Landy und wirNachdem wir nun endlich abreisebereit waren ging es los in Richtung Südwest bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und Schneeregen. Aber als ersten Stopp hatten wir sowieso einen Besuch bei unseren Freunden Matthew und Brenda eingeplant– unter anderem auch um ihr neu gebautes toll gelegenes off-grid Haus ganz in der Nähe von Peggys Cove anzuschauen. So konnte uns das Wetter erstmal egal sein und es wurde ein wunderbar gemütlicher Abend vorm Feuer mit viel Wein, gutem Essen und Gitarre.

Am nächsten Tag sah es dann schon gar nicht mehr so ungemütlich draußen aus. Die Sonne ließ sich zwar noch nicht blicken, aber wenigstens hatte sich der Schneeregen verzogen, so dass wir die Fahrt über kleine Straßen entlang der Küste genießen konnten.

Kejimkujik Seaside National Park

Für unser 1. Camp hatten wir uns Kejimkujik Seaside National Park ausgesucht. Der Park ist zwar noch geschlossen, aber wir konnten trotzdem auf dem Parkplatz davor übernachten und am nächsten Tag, ohne Eintritt bezahlen zu müssen, zu dem herrlichen wilden Strand wandern an dem wir zu unserer Freude sogar Robben entdeckt haben! (Genauer gesagt: Gary hat sie entdeckt, ich wäre da fast nichts sehend vorbei gelaufen) Als Kanadier ist das ja für Gary nichts Neues, aber ich war völlig aus dem Häuschen, gleich auf unserer ersten Tour so tolle Tiere zu sehen! Außerdem sind wir noch mitten auf dem Weg einem höchst erstaunten Stachelschwein begegnet, das sich offensichtlich über so frühe Besucher gewundert hat.

Die Decke!King Size ist gerade groß genug für uns

Dank unserer Standheizung wird es auch bei eher bescheidenem Wetter im Auto recht gemütlich. Und für kuschelig warme Nächte sorgt unsere super King Size Decke, die ihre eigene Geschichte hat: Als wir letztes Jahr (in unseren Flitterwochen) einen kleinen Testurlaub mit dem Landy gemacht haben, fanden wir es doch recht unromantisch, immer nur im Schlafsack zu schlafen. Also dachten wir, eine schöne große Decke – etwa so wie die in unserem Schlafzimmer, nur größer und dicker – wäre doch toll! Kurz vor dem Abflug haben wir dann zufällig genau so was gefunden und waren auch von dem Packmaß (der noch unausgepackten Decke) recht beeindruckt. Als wir sie dann aber ausgepackt und frisch bezogen im Landy unterbringen wollten, mussten wir feststellen, dass das Monstrum wirklich nirgendwo rein passt. Nicht nur, dass wir sowieso schon ein Platzproblem haben – nein jetzt haben wir auch noch zusätzlich eine riesige Decke für gewisse „Luxusprobleme“. Als wir sie zum ersten Mal im Auto ausprobiert haben mussten wir beide lachen – denn vor lauter Decke war fast kein Platz mehr für uns da! Aber schon nach einer Nacht war klar, dass sie mit muss. Denn trotz niedriger Temperaturen ist es kuschelig, warm und gemütlich zu zweit unter der Decke! Sie hat jetzt ihren Platz zusammengerollt und verschnürt auf der Couch und wir nehmen im dem Fall den extra Aufwand des Packens gern in Kauf!

Die Sache mit dem Klo

Um diese Jahreszeit ist es gar nicht so einfach, einen geeigneten Standplatz für die Nacht zu finden. Alles hat noch geschlossen und vor fast jedem potenziellen Übernachtungsplatz, z.B. einem Provincial Park, ist eine Schranke oder ein Schild mit „No Camping“. Selbst wenn wir Geld ausgeben und auf Campingplätzen übernachten wollten, hätten wir da schlechte Karten, denn die haben auch noch fast alle zu und öffnen frühestens Mitte Mai. Irgendwelche Parkplätze, die Wohnmobile oft nutzen, kommen für uns auch meist nicht in Frage, denn uns fehlt ein entscheidendes Detail im Vergleich zu ihnen – wir haben natürlich keine Toilette. D.h. wir brauchen entweder einen Platz mit WC oder einen abgelegeneren Platz mit Busch – beides gibt es aber oft auf hell erleuchteten Parkplätzen nicht, und wer will schon unter einer Straßenlaterne seinen Allerwertesten zeigen…

So war es manchmal eine echte Sucherei und an einem Tag, an dem wir so gar nichts finden konnten, durften wir schließlich auf dem Parkplatz vor einem noch geschlossenem Campingplatz übernachten – mit Kloschlüssel J

Moncton – ein Hauch von Sommer

Nach unserer Runde durch den Süden von Nova Scotia hatten wir einen Abstecher nach Moncton, New Brunswick, eingeplant um dort Garys Schwestern Kathleen und Pauline mit Familie zu besuchen, die praktischerweise nur ein paar Kilometer voneinander entfernt wohnen. Kaum dort angekommen, konnten wir es kaum glauben, dass das Thermometer plötzlich einen Sprung auf sage und schreibe 20 Grad macht! Endlich können auch wir grillen und Eis essen– ha! Es war schon etwas frustrierend, all die Nachrichten und Fotos aus Deutschland zu bekommen von leicht bekleideten Leuten in Shorts und Flip Flops mit Eiscreme oder Bier in der Hand, und hier immer noch an der Nullgradgrenze herumzuknapsen!

In Moncton gab es auch ein Wiedersehen mit Betty und Beat (www.reisefriedli.ch), die wie wir auch auf großer Reise unterwegs sind. Wir hatten uns schon in Halifax kennen gelernt und waren nun voller Freude über das schnelle Wiedersehen. Bei schönstem Wetter wurde der Grill angeschmissen und wir mussten uns gegenseitig fotografieren um festzuhalten, dass wir hier tatsächlich barfuß und im T-Shirt sitzen!

Cape Breton – Iona: Gemütlichkeit, schlechte Straßen und gutes Essen

Nach ein paar schönen und sonnigen Tagen, an denen wir verwöhnt wurden mit leckerem Essen, ging es für uns wieder los in Richtung Cape Breton – Kathleens superleckere Brownies im Gepäck!

Tatamagouche Provincial ParkAuf dem Weg übernachten wir an einem schön gelegenen Picknickplatz – Mücken inklusive; der Sommer sollte jetzt eigentlich nicht mehr weit weg sein…Aber kaum auf Cape Breton angekommen, merken wir, dass das nur ein kurzer Anflug von sommerlichen Temperaturen war: 7 Grad und ein eisiger Wind schlägt uns entgegen als wir aussteigen um Fotos zu machen. Ein Glück, dass wir von Mary (einer Freundin von Garys Eltern) den Schlüssel zu ihrem Haus auf Iona bekommen haben. Vielen Dank nochmal an dieser Stelle! So können wir ein paar entspannte Tage an diesem schönen Ort verbringen und geniessen es, vor einem warmen Holzofen zu sitzen.

Interessant ist es für uns auch nun das kanadische Iona kennen zu lernen. Wir waren bereits auf der schottischen Insel Iona und fühlen uns ein bisschen dorthin zurück versetzt, da hier auf den Ortsschildern der Name auch auf Gälisch steht und fast jeder Nachname ist ein Mac. Wir übernachten übrigens gerade bei Mac Neil.

Eine besondere „Attraktion“ haben wir auch schon kennen gelernt: die Straße! Sie wurde schon zum 2. Mal als schlechteste Straße von ganz Nova Scotia ausgezeichnet. Wir waren mit unseren Rädern unterwegs und ehrlich gesagt froh darüber, Mountain bikes zu haben – wohlgemerkt auf einer Teerstraße! Die Leute hatten uns nicht zuviel versprochen. Seit wir aufgebrochen sind haben wir schon einiges an schlechten Straßen gesehen, aber diese hier ist wirklich ganz „besonders“. Die Einwohner haben sogar Witzpostkarten gemacht, die man kaufen und an die Regierung schicken kann damit sich endlich was tut. Aber wie es aussieht bisher ohne Erfolg – die Straße entwickelt sich wohl eher zu einer besonderen Touristenattraktion…

RCL Roast Pork DinnerVon Mary haben wir auch erfahren, dass es Freitags bei der Royal Canadian Legion leckeres und preisgünstiges Abendessen gibt und es sich lohne dort hin zu gehen. Das haben wir uns natürlich nicht zweimal sagen lassen – und waren dann auch wirklich ganz begeistert. Es gab nicht nur gutes Essen, sondern auch Maritime Folk Music und jede Menge interessanter Leute – ein wunderbarer Abend!

Nun geniessen wir unseren letzten Abend hier im Haus, bevor wir uns morgen auf den Weg zur Fähre nach Neufundland machen. Gary spielt seine vor kurzem (gebraucht) erstandene Waschburn rover Wandergitarre (nur die Größe passt ins Auto), ich schreibe und gerade kam Betty, die Nachbarin, auf eine Tasse Tee vorbei – mit selbstgebackenen Biscuits J Es ist schön, hier sein zu dürfen!