Manitoba & Saskatchewan

(11. – 18. Juli 2015)

Alles was wir bisher über Manitoba und Saskatchewan gehört haben ist dass es flach ist, es angeblich nicht viel zu sehen gibt und man eine langweilige und ewig dauernde Fahrt vor sich habe, die man am besten so schnell wie möglich hinter sich bringt. Dass es flach ist können wir bestätigen, langweilig fanden wir es jedoch keinesfalls!

Wogende Felder soweit das Auge reicht

Bei heißem Sommerwetter und völlig verschwitzt passieren wir die Grenze zu Manitoba und haben erstmal nur eins im Sinn: Baden gehen! Auf der Karte entdecken wir kurz hinter der Grenze Falcon Lake und beschließen sogleich, dort ins kühle Nass zu springen. Eine wirkliche Abkühlung bringt zwar eigentlich nur die eiskalte Dusche, die wir danach nehmen, aber wir fühlen uns auf jeden Fall viel besser und beschließen noch eine Weile zu fahren. Erstmal ändert sich nicht viel an der Landschaft aber nach einer Weile werden die erst noch zahlreich vorhandenen Bäume wie versprochen weniger und weniger – bis man schließlich auf schnurgerader Straße durch scheinbar unendliche Felder fährt. Wir fahren entlang wogender Rapsfelder die aussehen wie ein gelbes Meer, verschiedene Getreide- und riesige Hanffelder. Seit Ontario haben wir Hanfsamen als sehr leckere und wertvolle Frühstücksergänzung kennen und schätzen gelernt und Manitoba ist anscheinend das Anbaugebiet dafür in Kanada.

Wir erreichen Winnipeg am nächsten Tag und entdecken zu unserer Freude einen Bauernmarkt mit allerlei Leckereien. Da wir noch nicht gefrühstückt haben, (ein Gewitter am Morgen hat uns sozusagen vertrieben) kommt uns das gerade recht und wir schlendern über den Markt, probieren verschiedene Köstlichkeiten und decken uns mit frischem Gemüse und regionalem Brot ein; und zu unserer Freude gibt es milchfreie super leckere Zimtschnecken – wir sind ja schließlich noch mitten im „ohne Milch-Experiment“ und halten uns bisher erstaunlich gut. Das Einzige was wir bei diesem Wetter gerade wirklich vermissen ist Eis. Aber auch dafür gibt es eine Lösung und die heißt Sorbet. Nicht überall zu bekommen, aber heute haben wir auf jeden Fall Glück!

So gestärkt fahren wir weiter unserem nächsten Ziel entegegen und schwitzen in der Sommerhitze. Das Thermometer klettert teilweise auf 36 Grad und ohne Klimaanlage im Landy sehnen wir uns schon wieder nur noch nach Baden gehen.

Riding Mountain National Park

RIMG0439Um hier keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: ja wir sind immer noch in Manitoba, aber hier wird alles als „Mountain“ bezeichnet was sich auch nur ein bißchen vom Flachen abhebt. So verhält es sich auch mit dem Nationalpark. Wir würden ihn ja eher als hügelig bezeichnen…Nichtsdestotrotz ist unbestreitbar, dass der Park schön ist und eine Vielzahl von Wildtieren hier ihr Zuhause hat. Davon können wir uns zu unserer Freude in den nächsten 4 Tagen mehrfach selbst überzeugen. Als erstes kreuzt wie zur Begrüßung ein Fuchs die Straße und dann können wir in aller Ruhe 2 Biber beobachten, die damit beschäftigt sind, Material für den Hausbau zu besorgen. Ganz begeistert fahren wir weiter nach Wasagaming. Der kleine Ort im Nationalpark ist wirklich idyllisch. Direkt am Clear Lake gelegen, der seinen Namen zurecht trägt, ist er ein beliebtes Feriendomizil mit netten kleinen Häuschen, schön angelegten Straßen und verschiedenen Bars und Restaurants. Es macht Spaß, einfach durch den Ort zu spazieren und die gemütliche Atmosphäre zu genießen. So quartieren wir uns erstmal für 2 Nächte auf dem dortigen Zeltplatz ein, unternehmen kleine Fahrradtouren und genießen den See. Bei den heißen Temperaturen gibt es praktisch jeden Tag ein Gewitter, was zwar meist nur für sehr kurzzeitige Abkühlung sorgt, Gary aber veranlasst eine Lösung für die Schwachstelle an unserem Dachzelt zu suchen: Das Wasser sammelt sich auf dem Zeltstoff über der Leiter und läuft nicht ab, was bedeutet, dass wir bei heftigen Regen mitten in der Nacht aufstehen müssen um es von Dach zu drücken. Nach einigem Ausprobieren findet er schließlich eine Möglichkeit mit einem extra Spannseil für Entlastung zu sorgen – nicht nur für das Zelt, sondern auch für unseren Schlaf.

East GateAuf dem Campingplatz können wir uns dann auch gleich weiter vom reichen Tierleben des Parks überzeugen. Eigentlich ist es hier fast besser als auf einer Safari. Wir haben das Gefühl, wir brauchen einfach nur da zu sitzen und früher oder später kommen uns die verschiedensten Tiere ganz von alleine besuchen. Beim Abendessen spaziert eine Hirschkuh nur wenige Meter von unserem Lager entfernt vorbei. Wenig später trottet ein Schwarzbär völlig entspannt über den Zeltplatz. Am nächsten Morgen entdecken wir dann noch einen direkt neben unserem Platz! An uns ist er nicht interessiert, aber an der verschlossenen (bärensicheren) Mülltonne und an den vielen Beeren die hier wachsen. Unser „Haustier“ sagt auch regelmäßig hallo und ist allerdings sehr an unserem Essen interessiert. Bisher hatten wir in jedem Nationalpark ein „persönliches Haustier“ in Form von einem Eichhörnchen oder Streifenhörnchen, dass sich pünktlich zu unseren Essenszeiten blicken lässt. Die kleinen niedlichen Tierchen haben schon für allerhand Spaß gesorgt. Sie sind dermaßen zahm, dass man wirklich aufpassen muss, dass sie einem nicht das Essen vom Tisch stehlen. Warum sie so zahm sind liegt auf der Hand: sie wurden angefüttert. Dass das nicht gut ist, stellt eine eigene Diskussion für sich dar. Dass Leute auch nicht davor halt machen, Bären zu füttern stellt eine noch viel ernsthaftere Diskussion dar. Wir füttern die Eichhörnchen zwar nicht, haben aber trotzdem jede Menge Spaß wenn sie wie ein Pausenclown durch unser Lager hüpfen. Diesmal haben wir sogar 2 Haustiere: Ein Eichhörnchen und so eine Art Erdhörnchen, die sich abwechselnd zu uns gesellen.

Auf einer Fahrradtour entdecken wir dann noch mal etwas größeres: den 3. Schwarzbären in 2 Tagen. Gary stoppt abrupt und bleibt wie angewurzelt stehen als er nur wenige Meter neben sich den Kopf des Bären im Gebüsch entdeckt. Ich sehe nur wie Zweige mächtig wackeln und heruntergebogen werden was beeindruckend aussieht. In meiner Vorstellung muss es ein gewaltiger Bär sein, der dort „wütet“. Beiden stockt uns der Atem und wir ziehen uns erst einmal zurück und warten ab. Aber der Bär (der sicher ein ganz normal großer Schwarzbär ist) nimmt von uns überhaupt keine Notiz und ist ausschließlich an den hier in Hülle und Fülle wachsenden Saskatoons interessiert – einer heimischen Beerenart, in deren Genuß wir auch schon gekommen sind.

Saskatoons

Der Riding Mountain Nationalpark ist vor allem bekannt für sein Bisongehege – eine große eingezäunte Fläche im Park, durch die man safarimäßig durchfahren kann und wenn man Glück hat bekommt man die Herde von ca. 40 Tieren zu sehen. Wir haben Glück, denn heute ist zur Abwechslung ein eher kühler bedeckter Tag und die Tiere grasen gut sichtbar auf der Prairie. Zu unserer besonderen Freude entdecken wir sogar ein gerade eben geborenes Kalb. Und da wir lange bleiben bewegt sich die Herde schließlich Richtung Straße und wir bekommen die beeindruckenden Tiere aus nächster Nähe zu sehen!

Am Abend übernachten wir auf dem abgelegeneren Audy Lake Campingplatz und können auch hier wieder die reiche Tierwelt des Parks bewundern, diesmal in Form von einer Loonfamilie, Pelikanen und natürlich: unserem „Haustier“, das diesmal wieder ein Erdhörnchen ist. Loons haben es mir besonders angetan. Irgendwie bin ich fasziniert von diesen Wasservögeln. Und seit Gary und ich 2012 zum ersten Mal auf einer Kanutour ein richtiges Loonkonzert gehört haben, bin ich jedes Mal völlig begeistert den Ruf des Loon zu hören. Für mich ist es der Ruf der Wildnis. Vor allem bei einbrechender Nacht im Zelt zu liegen und den Loons zuzuhören ist ein intensives Erlebnis. Wer das noch nie gehört hat: Es ist wie ein Geisterruf, der unter die Haut geht und mich irgendwie tief bewegt. So ist es besonders schön, die Loonfamilie den ganzen Abend und am nächsten Morgen aus nächster Nähe beobachten zu können. Immer wieder schwimmen die 3 direkt an unserem Lager vorbei und machen den Abend zu etwas ganz Besonderem.

Saskatchewan – Land of living Skies

 „Land of living Skies“ steht auf den Nummernschildern von Saskatchewan und das stimmt wirklich! Wir sehen nicht viel von dieser Provinz, da wir praktisch in 2 Tagen durchfahren, aber den faszinierenden Himmel können wir die gesamte Zeit über beobachten. Die Landschaft bleibt natürlich weiterhin flach, geht aber zu unserem Erstaunen kurz nach der Grenze in ziemlich sumpfiges Gebiet über. Bald fahren wir allerdings wieder durch wogende Rapsfelder, die uns sogar noch größer erscheinen als die in Manitoba. Hier und da wechseln sie sich ab mit blühenden Lavendelfeldern alles begleitet vom „lebendigen“ Himmel. Es ist vielleicht nicht die aufregendste oder abenteuerlichste Landschaft durch die wir fahren, aber sicher alles andere als langweilig. Diese riesige Weite sieht man schließlich auch nicht oft und manchmal hat sie sogar etwas Beklemmendes an sich. Man kommt sich irgendwie sehr klein vor wenn man dort stundenlang dem Horizont entgegenfährt.

Nachdem wir die Stadt Saskatoon hinter uns gelassen haben entdecken wir dann am Abend noch etwas wonach wir seit Beginn der Reise gesucht haben: Ein einfacher Campingplatz direkt an der Straße für Durchreisende mit Selbstregistrierung und kleinem Preis. So was könnte es öfter geben!

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