British Columbia & Alberta

(07. – 31. Oktober 2015)

Nachdem wir uns vom Yukon verabschiedet haben starten wir am Nachmittag des 7. Oktober erstmals in Richtung Süden. Als wir auf den Stewart-Cassiar Highway einbiegen, kommt nach dem recht kalten und wolkenverhangenen Tag nun am Abend sogar die Sonne heraus. Heute wollen wir nicht mehr weit fahren und anscheinend gibt es entlang der Straße genügend wild-Campingmöglichkeiten. Doch nach nur kurzer Zeit entdecken wir den Boya Lake Provincial Park und sind eigentlich nur neugierig ob die Parks in British Columbia zu dieser Jahreszeit wohl noch geöffnet sind…Und tatsächlich: er ist offen und zu unserer Freude erfahren wir, dass auch in BC ab dem 1. Oktober das Campen in Provincial Parks kostenfrei ist! Da überlegen wir natürlich nicht lange und schlagen unser Lager am besten Platz am See auf – natürlich haben wir freie Auswahl. Bei der Einfahrt entdecken wir sogar einen Luchs, der gemütlich mitten auf der Straße entlang spaziert! Offensichtlich überrascht darüber zu dieser Jahreszeit noch Touristen zu sehen, verschwindet er aber schleunigst im Gebüsch als er uns erblickt.

Boya LakeWir entzünden ein Feuer und bereiten ein Festmahl zu mit dem frischen Fisch, den wir netter Weise am Vortag geschenkt bekommen hatten. Die Sonne geht in den schönsten Farben hinter dem See unter und nachts leuchtet das Polarlicht. Das Reiseleben kann ja so herrlich sein! Wir sind bester Laune und stellen fest wie vorteilhaft es doch ist, außerhalb der Saison unterwegs zu sein. In den schönsten Farben malen wir uns aus, wie wir ab jetzt von einem Park zum anderen fahren, ein Campingplatz schöner als der andere – und natürlich alles kostenlos! Aber da täuschen wir uns gewaltig: Solche Privilegien sind anscheinend ausschließlich auf den dünn besiedelten Norden beschränkt. Weiter südlich ist alles durch massive Schranken und Vorhängeschlösser versperrt…

Wetterwechsel

Am nächsten Morgen ist es etwas wärmer als bisher und es nieselt leicht. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt nicht gerade ungefährlich. Und bald geht der Niesel sogar in Regen über und es entsteht Blitzeis! Damit hatten wir nun so gar nicht grechnet, denn bisher hatten die Temperaturen morgens weit unter dem Gefrierpunkt gelegen und geregnet hatte es seit langem nicht mehr. Wir können zuschauen wie bald alles mit einer spiegelglatten Eisschicht überzogen ist und fragen uns ob wir jetzt wohl eine Weile lang hier festsitzen…”Erstmal abwarten”, denken wir und bereiten das Frühstück zu. Aber auch danach sieht es kein bißchen besser aus. Eine Weile lang sind wir unentschlossen was zu tun ist, entscheiden uns aber dann erstmal bis zur Hauptstraße zu fahren und uns die Sache anzuschauen, denn dorthin führt eine gut befahrbare rauhe Schotterstraße. Auf dem Highway stellen wir schließlich fest, dass wir uns an einer ganz guten Ausgangsposition befinden: Bis hierher hatte eine neu und glatt geteerte Straße geführt, die jetzt natürlich spiegelglatt ist, aber ab dem Park besteht die Straße aus viel gröberem, älteren Material und ist recht gut zu befahren. Wir können unseren Weg also vorsichtig fortsetzen.

Im Verlauf des Tages wird es immer wärmer und es regnet sich ein – für Tage. Dicke graue Wolken hängen bis tief in das Tal und von der von allen Leuten als wunderschön beschriebenen Strecke sehen wir absolut nichts. Irgendwie kommt uns das bekannt vor. War es nicht schon auf dem Hinweg durch British Columbia so gewesen? Wir fragen uns langsam, ob es wohl immer dann pausenlos regnet wenn wir gerade dort unterwegs sind…Und mit dem Regen kommt das Tief: Es erwischt uns beide und wir finden uns in einer ziemlich niedergeschlagenen Stimmung wieder. Der plötzliche Klimawechsel, der Abschied vom Norden – wir hatten eine so intensive, abenteuerliche und schöne Zeit dort, dass wir nun ehrlich traurig sind zu gehen. Und noch weitere Dinge tragen zu unserer bedrückten Stimmung bei: Die häßliche Stromleitung, die uns seit einiger Zeit begleitet, der zunehmende Autoverkehr, das Verschwinden der wunderbaren Stille. Als wir Smithers, den ersten größeren Ort auf dem Weg nach Süden erreichen sind wir richtig gehend geschockt. Es ist noch nicht einmal ein wirklich großer Ort, aber immerhin groß genug für Einkaufszentren und Fast Food Restaurants – alles Dinge die uns natürlich wohl bekannt sind. Aber plötzlich kommt uns das alles laut, hektisch, verschmutzt und unecht vor. Wir fühlen uns absolut fehl am Platz und würden am liebsten sofort wieder umdrehen. Zügig erledigen wir einige Notwendigkeiten wie einkaufen, duschen, e-mails nachschauen und machen uns dann schleunigst wieder auf den Weg. Es dauert eine ganze Weile bis wir schließlich eine neue Balance finden.

BC Camping

Für Reisende mit kleinem Budget die einfaches Camping in der Natur lieben ist BC geradezu eine Einladung, denn es gibt dort etwas was wir bisher noch nirgendwo entdeckt hatten: Recreation Sites! Übersetzen könnte man das wohl mit “Freizeitplätze.” Quer durch die Provinz verteilt existiert ein ganzes Netzwerk solcher lokal angelegter Plätze – mal in Form von einem Wanderparkplatz mit Picknicktischen, mal mit ganzen Mountainbikeparks und mal an einem See zum Fischen…meistens mit Campingmöglichkeiten und das Beste: sie sind fast ausnahmslos kostenlos! Wir sind natürlich hoch erfreut über diese Entdeckung und fahren von einer Recreation Site zur nächsten. Natürlich kann man dabei wie mit allem Glück und Pech haben. Je nachdem wie sehr sich eine Gemeinde darum bemüht (und wie die Besucher damit umgehen), sind die Campingplätze wunderschön und gepflegt, teilweise aber auch das Gegenteil. Meistens haben wir jedoch Glück und kommen in den Genuss von idyllisch gelegenen kostenlosen Übernachtungsplätzen.

Mittlerweile ist der Regen abgezogen und es wird noch einmal so warm, dass wir sogar für 2 Nächte im Dachzelt schlafen können – eine willkommene Abwechslung bei den recht engen Verhältnissen im Auto! Das ein oder andere Mal gruseln wir (vor allem ich) uns jedoch. Bei stockschwarzer Nacht an einem abgelegenen See im Wald zu übernachten kann schon die Phantasie in Gang bringen. Schließlich befinden wir uns gerade auf dem “Highway of Tears”. Auf dieser Strecke zwischen Prince Rupert and Prince George wurde vor allem in den 70er/80er Jahren eine Reihe von Morden an alleinreisenden Frauen verübt. Und auch jetzt hängen noch überall die Vermisstenmeldungen des letzten Opfers aus – einer jungen Frau, die vor ein paar Jahren verschwunden ist. Unverhofft kommen wir sogar an dem Platz vorbei, an dem sie vor ihrem Verschwinden übernachtet hattet und uns läuft bei dem Gedanken ein eiskalter Schauer über den Rücken. Bei den Opfern hatte es sich zwar anscheinend immer um alleinreisende Frauen gehandelt, aber für meine Vorstellungskraft reicht das völlig aus um vorläufig nachts nicht allein aufs Klo zu gehen…

RIMG0657Abernathy’s Truck Stop

Kurz vor der Grenze zu Alberta nach einem langen Tag auf dem Yellowhead Highway haben wir einmal eher Pech mit unserer im Voraus ausgewählten Recreation Site: Nach einigen Schwierigkeiten sie überhaupt zu finden, stellt sich heraus, dass es ein eher verwahrloster nicht besonders vertrauenserweckender Platz ist. Hier wollen wir nicht bleiben und beschließen ein Stück weiter zu fahren. Natürlich wiederholt sich was wir nun schon des öfteren erlebt haben: es wird dunkel, wir finden nichts mehr und sind irgendwann nur noch müde, hungrig und entnervt. Dafür entdecken wir aber einen sympathischen Truck Stop mit original klassischem amerikanischen Diner. Herrlich, der Abend ist gerettet! Das “Abernathys” auf dem südlichen Yellowhead Highway ist auf jeden Fall zu empfehlen. Leckeres hausgemachtes Essen (natürlich wie es sich für einen Truck Stop gehört riesige Portionen) zu kleinen Preisen in klassischer old school Dineratmosphäre. Wir sind so begeistert, dass wir am nächsten Tag auch zum Frühstück wieder kommen. Als Übernachtungsplatz bietet sich schließlich ein nicht weit entfernter Parkplatz neben dem Highway an – nicht gerade der schönste Ort aber wir sind ohnehin so “vollgefressen”, dass wir nur noch ins Bett rollen können.

Rocky Mountains, Alberta

Nach dem abermals ausgiebigen Frühstück bei Abernathys machen wir uns schließlich auf den Weg in Richtung Alberta. Wir passieren den gewaltigen Mount Robson (der höchste Berg der kanadischen Rocky Mountains) bevor wir Jasper Nationalpark, der gleichzeitig die Grenze darstellt erreichen. Der Ort Jasper ist nicht weit entfernt und da es schon Nachmittag ist, bietet es sich an hier zu bleiben. Zu unserer Freude gibt es eine Jugendherberge, etwas das in Kanada zu den absoluten Seltenheiten gehört und wir beschließen dort zu übernachten. Das urige Haus ist etwas abgelegen und gefällt uns auf Anhieb. Es gibt eine große Gemeinschaftsküche mit gemütlichem Wohnzimmer, in dem es am Abend voll wird. Dort treffen wir die unterschiedlichsten zum Teil weit gereisten Leute und verbringen 2 Abende mit äußerst interessanten Gesprächen.

Wanderparadies Jasper Nationalpark

Für die nächsten Tage ist herrliches Wetter angesagt und es ist klar, dass unsere Wanderschuhe ausgiebig zum Einsatz kommen – schließlich sind wir im Wanderparadies der Rocky Mountains! Am malerischen Maligne Lake steigen wir auf die Bald Hills, von denen man einen phantastischen Ausblick genießt. Der Weg ist als stark frequentiertes Grizzlygebiet ausgewiesen und überall hängen Schilder die zur Vorsicht mahnen. Bären sehen wir keine, dafür aber umso mehr deren Hinterlassenschaften. Der Weg ist sozusagen fast gepflastert mit Bärenkot. Allerdings kann ich es erstmal so gar nicht glauben, dass es sich hierbei tatsächlich um solchen handelt, denn dass was wir da vorfinden sind ganze Haufen von fast unversehrten Beeren. Zu dieser Jahreszeit schlagen sich die Bären natürlich ordentlich den Bauch damit voll, aber dass diese sozusagen unverdaut hinten wieder raus kommen kann ich nicht glauben. Da schaltet sich automatisch mein Tierarztverstand ein und meldet dass dies doch keinen Sinn macht. Allerdings hatte ich auch noch keinen Grizzly als Patienten und muß daher zugeben, dass ich keine Ahnung habe. Mehrere andere Wanderer bestätigen uns schließlich, dass es sich tatsächlich um Bärtenkot handelt und bei den Mengen die wir hier vorfinden sicher um mehr als nur einen. Wir sind auf jeden Fall vorsichtig um Meister Petz nicht unverhofft zu überraschen und die Laune zu verderben. Für den Notfall haben wir sowieso Bärenspray dabei…

Was Camping im Nationalpark angeht, stellen wir wieder einmal fest, dass es durchaus Vorteile hat außerhalb der Saison unterwegs zu sein. Natürlich haben alle Campingplätze bereits geschlossen und überall anders befinden sich selbstverständlich die üblichen Verbotsschilder. Wir ignorieren sie allerdings nach dem Motto: “Wo sollen wir denn sonst übernachten?” Außerdem schlafen wir bei den nächtlichen frostigen Temperaturen ohnehin im Auto und fallen somit gar nicht auf. Nur ein paar Kilometer vom See entfernt finden wir einen idyllisch gelegenen Picknickplatz und erklären ihn zum heutigen Übernachtungsplatz. Am nächsten Morgen ermahnt uns ein vorbei fahrender Ranger “Ihr wisst schon, dass ihr hier nicht übernachten dürft!?” “Haben wir aber.”, antwortet Gary prompt. Der Ranger muss selbst schmunzeln bei dieser offensichtlichen Frechheit, und da wir sowieso weiter fahren wollen, lässt er uns gewähren. Im Sommer sähe das sicher anders aus…

Auf dem Weg über den Icefield Parkway in Richtung Süden entdecken wir einen weiteren malerischen Übernachtungsplatz und diesmal sind wir auch nicht die einzigen, die hier trotz Verbotsschild übernachten…wir wandern zum abgelegenen Geraldine Lake und setzen am nächsten Tag den Weg fort zum berühmten Columbia Icefield. Im Sommer muss hier wohl die Hölle los sein! Der Touristenhit scheint eine Fahrt auf dem Gletscher mit riesigen „Mondfahrzeug“ ähnlichen Bussen zu sein. Allein die Reifen dieser „Monster“ sind gigantisch und bei der Anzahl der Fahrzeuge, die hier stehen läßt sich gut erahnen was sich bei wärmeren Temperaturen auf dem Gletscher abspielt. Wir begnügen uns mit einem Foto neben den Riesen und wandern dann auf einen nahe gelegenen Berg, von dem man einen guten Ausblick auf den Gletscher hat.

Banff Nationalpark

Auf der Fahrt nach Lake Louise durchqueren wir eine gänzlich andere Landschaft der Rocky Mountains. Die Straße führt uns entlang riesiger zerklüfteter Felsen und Wände die dem Namen der Rockys alle Ehre machen. In Lake Louise angekommen quartieren wir uns noch einmal in der Jugendherberge ein – so viele Jugendherbergen nacheinander gibt es in Kanada wirklich nur in den Rocky Mountains! Am nächsten Tag erkunden wir den malerischen See, an dem man hochherrschaftlich im Schlosshotel übernachten kann. Der Anblick ist wirklich einmalig, denn der türkisblaue See liegt vor einer gigantischen Felswand, perfekt umrahmt von Bergen und Wäldern – ein wahres Meisterwerk der Natur! Es verwundert daher kaum, dass der Platz schon früh für den Tourismus erschlossen wurde; und wir begegnen hier so viele Leute wie seit Monaten nicht mehr! Wir wandern zu einem herrlich gelegenen Teehaus (das leider zu dieser Jahreszeit schon geschlossen hat) und dann weiter auf einen Aussichtsgipfel, von dem aus sich erst so richtig die leuchtend intensive Farbe des Sees zeigt. Ein großartiger Tag, wie wir finden!

Im Ort Banff angekommen, ergattern wir ein Zimmer im „Banff Boutique Inn“ (das sehr zu empfehlen ist) zu einem unschlagbar günstigen Preis. Dank Nebensaison und mitten unter der Woche haben wir richtig Glück. Das Zimmer ist wunderschön, man empfängt uns äußerst herzlich und zum Frühstück gibt es nicht nur allerlei gutes Brot, sondern auch selbst gebackene Kekse! Wir genießen ein bißchen Luxus zwischendurch, erkunden die Stadt und lassen es uns gut gehen. Als wir am Abend noch einmal zur Innenstadt spazieren, müssen wir uns die Augen reiben – sind das da drüben Kühe? Wir schauen genauer hin und entdecken eine ganze Herde Wapitihirsche – sozusagen mitten in der Stadt! Es sind bestimmt an die 50 Tiere, die hier friedlich in der Abendsonne auf einem Stück Wiese grasen, das sich auch noch direkt neben einem gut besuchten Skaterpark befindet. Da weiß man, dass man im Nationalpark ist!

Es wird kalt

Geschlossen...?Wir verabschieden uns von Banff und machen uns auf den Weg zum Yoho Nationalpark, der wieder auf British Columbischer Seite liegt. Die Temperaturen sind ein ganzes Stück gesunken und bald sind wir wieder bei saftigen Minusgraden in der Nacht wie schon Anfang Oktober im Yukon. Es wird nun auch viel früher dunkel und wir ziehen uns daher meist recht zeitig ins warme Auto zurück. Eigens zu diesem Zweck haben wir ein paar Filme auf dem Laptop mitgenommen und so schauen wir gerade jeden Abend eine Folge Harry Potter. Seit geraumer Zeit fälIt uns nun auf, dass außerhalb der Saison nicht nur sämtliche Campingplätze geschlossen sind, sondern auch ganze Rastplätze inklusive der Toiletten – selbst wenn es sich nur um simple Plumsklos handelt! Auch im Yoho stehen wir größtenteils vor verschlossenen Rastplätzen – obwohl eine größere Durchgangsstraße durch den Park führt – und fragen uns schon, wo wir wohl übernachten können; bis wir an einem Rastpaltz vorbei kommen, an dem wohl jemand beschlossen hatte, ihn auf eigene Faust zu öffnen: Die Absperrkette ist einfach durchgeschnitten und der Rastplatz erfreut sich jeder Menge Besucher! Gut genug für uns, um hier die Nacht zu verbringen. Bei herrlichem Herbstwetter (tagsüber wird es meist noch angenehm warm in der Sonne) besuchen wir Emerald Lake. Auch dieser See ist malerisch gelegen, die Berge spiegeln sich im Wasser und wir verbringen einen wunderbaren Tag in den umliegenden Bergen.

Nacktbaden im Wald

In Revelstoke erfahren wir, dass es anscheinend einige naturbelassene heiße Quellen im Hinterland gibt. Seit der schönen Erfahrung bei Liard River Hot Springs, waren wir an keiner auch nur annährend vergleichbaren heißen Quelle vorbei gekommen. Die meisten sind leider zu richtig gehenden Schwimmbädern umfunktioniert und jeglicher Natürlichkeit beraubt; von den oft teuren Eintrittspreisen ganz zu schweigen. Da das nicht gerade unser Geschmack ist, hatten wir auch keine von diesen Einrichtungen besucht. Nun erfahren wir aber von den Halfway River Hot Springs, die abgelegen im Wald liegen sollen. Zu erreichen sind sie nur über eine ca. 20 km lange äußerst schlechte Schotterpiste und wir können uns gar nicht vorstellen, dass sich hier mitten unter der Woche im Oktober irgend jemand her verirrt. Daher freuen uns auf ungestörtes Nacktbaden. Was dies angeht, ist man in Kanada und den USA schon ziemlich konservativ. Selbst in die Sauna darf man nur mit Badesachen, was für deutsche Verhältnisse recht gewöhnungsbedürftig ist. In abgelegenen heißen Quellen mit Badeanzug zu sitzen finden wir allerdings etwas lächerlich. Umso enttäuschter sind wir, als am Ende der Schotterpiste tatsächlich schon ein paar Autos geparkt sind. Tja, das wird dann wohl nichts mit dem Nacktbaden, schließlich wollen wir niemanden verärgern indem wir uns nicht an die hier gängigen Sitten halten…Wir finden uns damit ab und steigen den steilen Pfad durch den Wald hinunter. Doch als wir uns den Quellen nähern, sehen wir plötzlich etwas weißes zwischen den Bäumen aufblitzen. War das da eben nicht ein nackter Hintern? Und tatsächlich! In den 2 selbstgezimmerten Pools, die das heiße Wasser auffangen sitzen schon ein paar Leute – splitternackt! Auch sie fanden es lächerlich, mitten im Wald Badesachen anzuziehen, wie wir später erfahren. Froh darüber gleich Gesinnte zu treffen, lassen auch wir die Hüllen fallen und steigen in das Badewannen warme Wasser. Es ist herrlich gerade bei kühlem Wetter draußen im heißen Pool zu sitzen und wir verbringen fast den ganzen Nachmittag hier. Zur Abkühlung waschen wir uns im benachbarten kalten Fluss ab und fühlen uns wie nach der Sauna! Wie so oft, sind die besten Dingen umsonst und unbezahlbar!

BC s Süden

Auf kleinen Nebenstraßen fahren wir langsam Richtung Südwesten. Es ist völlig ungewohnt für uns, plötzlich alle paar Kilometer eine Ortschaft zu passieren, denn weiter nördlich und auch in anderen Teilen Kanadas liegen oft hunderte Kilometer zwischen 2 Orten. Das kleine Städtchen Kaslo gefällt uns besonders gut. Wir schlendern durch die Straßen, wandern zu einem Aussichtspunkt und genießen anschließend unser Mittagessen in der Herbstsonne. Die Fahrt geht weiter durch wechselnde Landschaft und wechselndes Wetter bis wir schließlich nach Osoyoos direkt an der Grenze zu den USA kommen. Wer Bilder von dort sieht, würde sicher nicht erraten dass dieser Ort in Kanada liegt, denn bis hierher zieht die Sonora Wüste. Wir fahren über einen kleinen Pass und die Landschaft ändert sich plötzlich schlagartig! Auch der Häuserstil ist hier ganz anders, mehr an südliches Klima angepasst und so fühlen wir uns fast wie in einem anderen Land. Die Region um Osoyoos ist außerdem bekannt für ihre Obstplantagen, Wein und guten Honig. Wir passieren einen Obststand nach dem anderen und uns läuft das Wasser im Mund zusammen bei den herrlichen frischen Sachen die angeboten werden. So spät im Jahr hatten wir das nicht erwartet. Wir decken uns mit Äpfeln, Birnen, frisch gepresstem Apfelsaft und köstlichem regionalen Honig ein. Das Wetter ist allerdings launisch, es wechselt von Dauerregen auf Sonne; dann zu plötzlichen Gewittern wie im Sommer um schließlich wieder in ein kaltes regnerisches Grau überzugehen. So begeben wir uns etwas schneller Richtung Westen und nehmen nur wenige Tage später die Fähre nach Vancouver Island.

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