KFZ-Versicherung – Was für ein Theater!

Intro

Diese Reise muss irgendwie extrem wichtig sein! Natürlich ist sie wichtig für uns, aber anscheinend muss sie wohl auch auf eine völlig andere Art und Weise wichtig sein – Warum sonst sollten uns so viele Steine in den Weg gelegt werden…?? Fast ist es so als ob die „Matrix“ nicht will, dass wir diese Reise machen. Vielleicht werden wir uns ja daraus befreien und nun tut es alles um uns davon abzubringen…oder es ist einfach „shit happens“ ;-)

Kanada oder USA?

Wenn man vor hat, sich auf eine längere Reise im eigenen Fahrzeug zu begeben, ist eines der ersten wichtigen Dinge um die man sich kümmern sollte, die ausländische KFZ-Versicherung. Ein kleines Detail, dass schnell erledigt ist – dachten wir…

Wir hatten geplant, nach Halifax zu verschiffen, denn Garys Eltern wohnen dort, und dachten an einen gemütlichen Start von zu Hause. Um so erstaunter waren wir, als Seabridge (unser Verschiffungsunternehmen) so ganz beiläufig erwähnte, dass es wohl schwierig werden dürfte, für unser Auto eine KFZ-Versicherung in Kanada zu bekommen. Der Grund dafür sei das Alter; denn ihr Versicherungsunternehmen (Thum Insurance LLC) versichere nur Fahrzeuge die unter 20 Jahre alt sind – und ein anderes gäbe es nicht…

Wir nehmen das erstmal gar nicht so ernst, denn wir können uns beim besten Willen nicht vorstellen, dass es nur einen einzigen Versicherer für ausländische Fahrzeuge in ganz Kanada geben soll!! Wir finden Blogeinträge von anderen Amerikareisenden, die nach Halifax verschifft haben – auch teilweise mit alten Fahrzeugen. Es muss also eine Lösung geben – und die heißt Herr Nowag von AIU Versicherungen (American International Underwriters). Wir schöpfen neue Hoffnung, und fragen gleich nach. Aber die Antwort ist deprimierend: Seit 2012 gibt es diese Möglichkeit nicht mehr. Jetzt kann man zwar in Nordamerika über AIU versichern, aber der Einreisehafen muss in den USA liegen. Auch weitere intensive Recherchen bestätigen nur was wir schon wissen: Einzige Möglichkeit mit Einreisehafen Halifax ist Thum Insurance und dafür ist unser Landy zu alt!

So weit war der Stand der Dinge im November 2014 – seit dem hat sich einiges geändert.

USA – wir kommen, oder doch nicht?

Eingermaßen gefrustet müssen wir nun einsehen, dass aus unserem Plan tatsächlich nichts wird. Aber gut, es könnte schlimmer sein, viel schlimmer…

Wie es aussieht müssen wir uns einfach „locker machen“, unseren Plan anpassen und in die USA verschiffen – dann können wir von dort aus mit AIU versichern. Gesagt – getan. Wir buchen die Fähre nach Baltimore und unsere Flüge nach Washington D.C., wo Gary auch noch alte Freunde und Bekannte hat, die wir besuchen wollen – also auch gar keine schlechte Lösung. Jetzt ist alles gut – glauben wir…

Was soll das?

Nach der Buchung erfahren wir erstmal von der Reederei, dass seit November 2014 (irgendwie kommt alles passend zum Beginn unserer Reise) es nicht mehr erlaubt ist, die Fahrräder auf dem dafür vorgesehenen Heckträger zu verschiffen.

Herrje, was ist da denn wieder passiert? Jetzt dürfen die Räder nur noch verpackt und seetüchtig verzurrt im Fahrzeug mitgenommen werden – und vorher müssen Fotos davon gemacht und an die Reederei geschickt werden. Jeder, der schonmal ein Fahrrad für einen Flug verpacken musste weiß was das heißt… Seabridge informiert uns, dass wir auf eine andere Reederei umbuchen könnten, bei der es (noch) erlaubt ist, die Fahrräder auf dem Heckträger zu transportieren, aber dort dürften wir keine Kleidung mitnehmen. Hääähh? WAS SOLL DAS DENN???

Dann kam ein großer Brief mit allen wichtigen Informationen für die Verschiffung. Mit diesem Brief auch etwas, womit wir mal wieder nicht gerechnet haben: Nämlich ein Formular für die EPA (environmental protection agency) – also die amerikanische Umweltbehörde.

Um ein Fahrzeug temporär in den USA einzuführen, braucht man einen Freistellungsbrief von der EPA, der einem erlaubt, das Fahrzeug für maximal 1 Jahr einzuführen. Was wir bis dahin nicht wussten: Nach dem Jahr (und zwar auf den Tag genau!) muss das Fahrzeug den Nordamerikanischen Kontinent wieder verlassen haben – Ausreisen nach Kanada oder Mexiko zählen nicht! In dem EPA-Formular muss man dafür unterschreiben und Seabridge versichert uns, dass mit den Behörden nicht zu spaßen ist. Es werde tatsächlich nachgeforscht, wo sich das Fahrzeug nach Ablauf des Jahres befindet und es sei mit saftigen Strafen zu rechnen wenn man sich nicht daran hält. Du liebe Güte, nicht nur, dass man bei der Einreise in die USA das allen bekannte ESTA Formular ausfüllen muss, nein, wenn man per Flugzeug einreist muss man auch ein Rück- oder Weiterflugticket haben (natürlich zählen Kanada und Mexiko nicht…) und nun auch noch dass! Ganz zu schweigen von den ganzen horror stories, die wir über die Einreise in die USA gehört haben, ein paar davon hat Gary selbst erlebt. (Die schlimmste auf einem Flug nach Bahamas nach 9/11)

Wir wussten zwar, dass man das Fahrzeug nur 1 Jahr einführen darf, waren aber fest davon ausgegangen, dass das pro Land gilt und nicht für den gesamten Kontinent! Wieder einmal trauen wir unseren Ohren nicht und recherchieren selbst – und wieder einmal bestätigt sich: Genauso ist es! Da wir aber noch gar nicht wissen, wie lange wir in Nordamerika sein werden und durchaus auch in Erwägung ziehen, zwischendurch zu arbeiten (das Thema Travel & Work Visum in Kanada ist übrigens auch ein ganz eigenes) widerstrebt es uns total so ein Formular zu unterschreiben.

Inzwischen haben wir genügend Reiseblogs gelesen, um zu wissen, dass viele Leute weitaus länger in Nordamerika unterwegs sind als nur 1 Jahr – aber keiner von ihnen ist über die USA eingereist, sondern alle über Kanada – „da hat man solche Probleme nicht“, lautet die Antwort auf unsere Fragen. Wir erfahren auch, dass Reisende in einer ähnlichen Situation wie wir tatsächlich in den Süden bis nach Belize ausreisen, sich den Stempel holen, auf dem Absatz kehrt machen und wieder für ein Jahr in die USA einreisen. Das ist dann wohl kein Problem – Mei, was für ein bürokratischer Unsinn!!

Aber es sieht so aus, als bliebe uns keine andere Möglichkeit. Im Falle des Falles müssen wir uns dann eben auch den Ausreisestempel südlich von Mexiko holen…

 Wann genau war nochmal sein Geburtstag?

Irgendwie passt uns das alles nicht so ganz und plötzlich fällt uns ein: Der Landy ist zwar Baujahr 1995, aber er wird ja erst 20, und zwar laut Papieren im Mai. Also wenn wir die Versicherung vorher abschließen, dann wäre er genau genommen erst 19 und wir könnten doch noch nach Halifax verschiffen! Einen Versuch ist es wert, und auch Seabridge meint, das hätte vielleicht ganz gute Chancen auf Erfolg. Allerdings nimmt Thum Insurance nur Wohnmobile und um als solches zu gelten, brauchen wir Fotos von einer Kochstelle, Wassertank und Kühlschrank im oder am Auto. Sie schicken uns auch gleich Beispiele von einem Toyota Kombi, auf dessen ausgeklapptem Heck lässig ein 2-Platten-Gaskocher steht, und man den „Wassertank“ in Form eines kleinen Kanisters sieht. Das können wir auch, denken wir uns, leihen einen passenden Kocher von einer Freundin aus (unseren wollen wir erst in Kanada kaufen), bestellen einen 5-Liter Wasserkanister und Gary schraubt schnell einen klappbaren Tisch an die Hecktür – fertig!

Wir staunen nicht schlecht, als Thum Insurance tatsächlich zusagt, unser Fahrzeug für ein Jahr zu versichern! Einziger Nachteil: Der Preis! Wir können nicht einfach nur eine Haftpflicht nehmen, sondern deren volles Versicherungspaket. Preis für 1 Jahr: ca. 2000,- Euro! Aber darauf sind wir vorbereitet und haben vorgesorgt. Denn einmal in Kanada, kann uns Herr Nowag von AIU weiter versichern, so dass wir nur eine kurze Zeit die teure Versicherung in Anspruch nehmen müssen.

Jetzt reichts aber!

Nur um sicher zu gehen und die Details zu besprechen, rufe ich nochmal bei Herrn Nowag an. Was er dann sagt, verschlägt uns direkt die Sprache: „Ich werde sie gar nicht mehr versichern können. Die AIU hat diesen Versicherungszweig abgeschnitten und ich kann ihnen gerade gar nicht helfen.“ Das gibts doch nicht! Noch vor einer Woche war alles geklärt und nun gibt es sozusagen gar keine Versicherung mehr für ganz Nordamerika außer Thum…? In die USA verschiffen hat sich nun sowieso erledigt – uns ganz recht!

Wieder einmal können wir es nicht glauben – es muss doch noch irgendetwas anderes geben! Nein gibt es nicht! Alle hängen irgendwie an AIU dran und es gibt keine Alternative! Selbst bei Seabridge ist man verzweifelt, denn ihnen fehlt nun auch ein alternativer Versicherer für ältere Autos. Wir fragen bei Tour Insure nach, mit dem Resultat, dass auch sie mit AIU versichert haben. Auch dort ist man einigermaßen ratlos und verzweifelt, verspricht aber sich sofort zu melden, wenn sich etwas neues ergibt…

Eigentlich können wir ja froh und dankbar sein (was wir auch sind) überhaupt noch eine Versicherung gefunden zu haben, aber der Preis hat es schon in sich und wir können auch nicht (wie natürlich schon überlegt) nur für 3 Monate versichern und darauf hoffen, dass sich etwas anderes ergibt. Denn dann ist der Landy 20 und wir können nicht mehr verlängern. Es geht also entweder ganz oder gar nicht.

Und nun?

Ja und nun soll plötzlich alles ganz einfach sein, denn Tour Insure hat sich gemeldet mit der frohen Botschaft, dass sie in erfolgreichen Verhandlungen mit einem neuen amerikanischen Versicherer stecken. Dort sei plötzlich alles gar kein Problem mehr: Einreise in Halifax – kein Problem! Auto 20 Jahre alt – kein Problem! Nur Haftpflicht gewünscht – kein Problem! Kosten: ca. 500,- Euro pro Jahr! Wir haben unsere Unterlagen sofort zugeschickt und laut Tour Insure siehts gut aus, nur die Bearbeitung dauert wohl…

Na ja, wir haben bis jetzt noch nichts unterschrieben und nur noch eine Woche bevor der Landy verschifft wird. Bis dahin wäre es schön, Klarheit zu haben…

Update folgt! [01.04.2015]